Jung, DMS & Sie! - Ausgabe April 2019

Eine Berufsunfähigkeits-(zusatz-) versicherung gehört zu den wichtigsten Absicherungen im Leben. Dennoch hat nur rund ein Viertel der Berufstätigen in Deutschland eine BU-Police. Die meisten Menschen unterschätzen schlicht das Risiko, berufs- oder erwerbsunfähig zu werden. Doch in einer aktuellen Erhebung hat die Deutsche Aktuar- vereinigung (DAV) ermittelt, dass die Wahrscheinlichkeit, berufsunfähig zu werden, bei eins zu vier liegt – eine Rate, die sich seit Jahren nicht ändert. Dennoch sind rund drei Viertel der Deutschen nicht gegen dieses Risiko abgesichert. Dagegen spielen fast sieben Millionen regelmäßig Lotto und geben dafür Milliarden aus – bei einer Wahrscheinlichkeit von eins zu 140 Millionen für den Hauptgewinn. BU-Risiko auch beim Bürojob Mit Blick auf die sich ändernde Berufs- welt ist es interessant, dass ein 25-pro- zentiges BU-Risiko laut DAV schon seit 20 Jahren existiert. Der deutliche Rückgang körperlich anstrengender Tätigkeiten habe deshalb anscheinend keinen oder nur einen geringen Einfluss auf eine mögliche Berufsunfähigkeit, schlussfolgern die Studienautoren. Daraus wird als Fazit abgeleitet, dass auch moderne Berufe, die zunehmend digitalisiert und automatisiert sind, das BU-Risiko nicht senken. Hauptgrund dafür sei, dass psychische Erkran- kungen als BU-Ursache immer weiter zunehmen. Der Versicherungsverband GDV hat die häufigsten Ursachen für Berufs- und Erwerbsunfähigkeit ausgewertet. Demnach wächst der Anteil der psychi- schen Erkrankungen als Auslöser für Leistungsanträge weiter. Sie waren im Geschäftsjahr 2016 (neuere Daten lie- gen dem GDV nicht vor) für 32 Prozent der Fälle verantwortlich (siehe Grafik). „ „ Unterschätztes Risiko Wie viele Deutsche tatsächlich das Risiko verkennen, berufsunfähig zu werden, das zeigen aktuelle Umfragen. Knapp 60 Prozent der Deutschen glauben, dass nur jeder zehnte beziehungsweise jeder fünfzehnte Arbeitnehmer im Laufe seines Lebens aus gesundheitli- chen Gründen seinen Beruf an den Nagel hängen muss. „ „ Zu später Abschluss In der Regel wird eine BU-Versi- cherung meist viel zu spät abge- schlossen. Einer Studie von Swiss Life zufolge nannten 80 Prozent der Deutschen den Eintritt ins Berufs- leben oder die Gründung einer Familie als passenden Zeitpunkt. Jedoch sei es bereits als Schüler sinnvoll, vorzusorgen. Doch für jun- ge Menschen, für die es sich beson- ders lohnen würde, ist das Thema viel zu weit weg. Wer gerade mit dem Abi kämpft oder sich um einen Studienplatz bewirbt, hat keinen Sinn für das Thema Berufsunfähig- keit. Dabei lohnt es sich in zweifa- cher Hinsicht, die Arbeitskraft früh- zeitig zu versichern. Je jünger der Antragsteller, desto reibungsloser verläuft häufig die Risikoprüfung. Außerdem profitieren junge Kunden von besonders günstigen Prämien, die sie sich über die gesamte Ver- tragslaufzeit sichern. „ „ Zu geringe Absicherung Auch die geeignete Höhe der ver- einbarten Arbeitsunfähigkeitsrente wird immer wieder falsch einge- schätzt. Die Faustformel lautet: 80 Prozent des derzeitigen Netto- gehalts inklusive Weihnachts- und Urlaubsgeld, mindestens jedoch 1.000 Euro Rente sollten vereinbart werden. Aktuelle Studien zeigen aber, dass sich knapp die Hälfte der Deutschen zu gering oder falsch absichern würden. Häufigste Ursachen für Berufs- und Erwerbsunfähigkeit Viele Missverständnisse rund um das Thema BU Invaliditätsursachen, Anteile in Prozent, 2016 Nervenkrankheiten Skelett- und Bewegungsapparat Krebs und andere bösartige Geschwülste Unfälle Herz und Gefäßsystem Sonstige Erkrankungen       32% 24% 15% 9% 7% 14% Quelle: GDV Jung, DMS & Sie! / WISSENSWERT 18 April 2019

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