Jung, DMS & Sie! - Ausgabe April 2019

Jung, DMS & Sie! / STYLE Luxus für die Füße Handgefertigte Maßschuhe waren eigentlich nie aus der Mode. Aber jetzt feiern sie ein imposantes Comeback. Traditionelle und ganz neue Schuhmanufakturen verschreiben sich der Qualität am Fuß. Worauf es bei Luxustretern ankommt und was das mit Fonds-Vermögensverwaltungen zu tun hat. „Besten Dank für Ihr freundliches An- gebot. Da Sie meine Leisten besitzen, denke ich, dass Sie die Schuhe auch ohne nochmalige Anprobe anfertigen können. Ich bitte um Proben von Leder und um Zeichnungen für Abend-, Tages- und feste Promenadenschuhe.“ So zitiert der Münchner Schuhmacher- meister Eduard Meier die damalige Kaiserin Hermine aus einem Brief 1928 an seinen gleichnamigen Vorfahren und verweist damit auf die Tradition der Schuhmanufaktur Ed Meier als Königlich Bayerischer Hoflieferant. Dem Familienunternehmen Meier geht es wirtschaftlich nach wie vor gut – genauso wie seinem Münchner Kollegen Fritz Unützer, einem weiteren Vertreter aus der Gilde der Maßschuh- macher. Denn auch in einer schnell- lebigen, digitalisierten Zeit, in der es alles online zu bestellen gibt, sind feine Maßschuhe nach wie vor gefragt und eine Visitenkarte des guten Ge- schmacks. Denn die Luxus-Schrittmacher sind verräterisch, Machart und Material ein Indiz dafür, was ihre Träger von sich halten. Das ist in der Gesellschaft von heute nicht anders als vor fünfhun- dert Jahren, als noble Patrizier per Dekret beschlossen, dass des Adels Auswüchse an den Schnabelschuhen 60 Zentimeter lang sein durften. Das Volk musste sich mit 15 Zentimetern begnügen. Oben hui, unten pfui Dennoch hatte es der bessere Schuh hierzulande lange schwer. Bis hinauf in die Chefetagen wurde ihm höchste Verachtung entgegengebracht. Beim Auto musste es Mercedes, Audi oder BMW sein, bei den Schuhen genügte manchen Herren sogar Deichmann. In vielen Unternehmen, die der Digitali- sierung durch radikale Änderung der formellen Kleidervorschriften Ausdruck Comeback der Maßschuhe 44 April 2019