Jung, DMS & Sie! - Ausgabe April 2019

„Erfunden“ wurde Craft Beer in den USA der 1970er-Jahre. Andere würden sagen: Dort ist es aus der blanken Not entstanden. Nach dem Ende der Pro- hibition hatten drei Braukonzerne den gesamten amerikanischen Biermarkt übernommen und versorgten die USA mit billigem, leichtem, schnell und in großen Mengen trinkbarem „crisp lager“. Egal, ob das von Anheuser- Busch, Miller oder Coors kam – ameri- kanisches Bier zu jener Zeit schmeck- te immer gleich. Wer etwas anderes haben wollte, musste es sich selbst brauen. So entstand eine lebendige Hobby-Brauer- oder „homebrewing“-Szene, in der halbe und ganze Laien sich furchtlos und aus reinem Spaß an der Freude den verrücktesten Bierstilen widmeten. Die einen mit mehr, die anderen mit weniger großem Erfolg, vereinzelt aber waren Naturtalente mit sagenhaften Bieren dabei. Ein Erlass des amerikanischen Präsi- denten Jimmy Carter aus dem Jahr 1978 erlaubte es den homebrewers, ihre Biere schließlich nicht mehr nur für den Hausgebrauch zu brauen, sondern auch zu verkaufen. Und so wurden, ganz allmählich, aus homebre- wers die craft brewers. Craft-Beer-Bewegung als Geschenk für die Branche Noch 1980 trank jeder Deutsche statistisch gesehen fast 150 Liter Bier im Jahr. Heute liegt der Pro-Kopf- Verbrauch nur noch bei gut 100 Litern – inklusive dem Münchener Oktoberfest. Daher ist die Craft-Beer-Bewegung aus Sicht des deutschen Brauerbunds ein Riesengeschenk für die gesamte deut- sche Brauwirtschaft. Durch Existenz- gründer, Sommeliers und Hobbybrauer, sowie eine neue Bar- und Restaurant- szene ist ein völlig neuer Blick auf Bier als Genussmittel entstanden. Trend Craft-Beer-Bars Craft-Beer-Bars sind ein ganz neues Segment im Gastro-Bereich. Das Konzept liegt auf der Hand: Es geht um Bars, die Craft Beer servieren. Viel Craft Beer. Nicht selten gibt es fünf, zehn oder sogar noch mehr Bier vom Hahn. Und dazu eine illustre Auswahl an Flaschenbieren von nah und fern. In den letzten Jahren sind solche Bars überall in Deutschland entstanden. Darüber hinaus haben auch einige Bars ihr Angebot um Craft Beer erwei- tert. Und auch Restaurants rüsten ihre Bierkarte ebenfalls auf. So lernen Sie Ihr Bier kennen Klar, beim Anblick eines frischen Bieres soll schnell der Durst gelöscht werden. Aber bevor Sie sich diesem Vergnügen hingeben: Schauen Sie sich den Inhalt Ihres Glases doch einmal genauer an, nehmen Sie den angenehmen Duft mit Ihrer Nase auf und trinken Sie erst dann einen Schluck. Bei diesem bewussten Genuss haben Sie gleich mehrere Ihrer Sinne eingesetzt: „ „ Den Gesichtssinn: Das Auge liefert optische Eindrücke (z. B. Bierfarbe und -klarheit, Schaumkonsistenz), die bestimmte Erwartungen an Geruch und Geschmack auslösen. „ „ Den Geruchssinn: Rund 400.000 Riechzellen leiten mehrere Tausend Geruchseindrücke der Aromastoffe im Bier an das Gehirn zur Unter- scheidung weiter. „ „ Den Geschmackssinn: Auf der Zunge sowie im Mund- und Rachenraum sind ca. 5.000 Ge- schmacksknospen versammelt, die vornehmlich vier Grundge- schmacksrichtungen wahrnehmen – süß, salzig, sauer und bitter. Aus dem Verhältnis von Riech- und Ge- schmackszellen wird deutlich, welche große Rolle der Geruchssinn beim Bier- genuss spielt. Sie werden dies deutlich merken, wenn Sie ein Bier verkosten und sich dabei die Nase zuhalten. Bier-Verkostung – vielleicht auch eine Idee für Ihre nächste Kundenveranstaltung Eine Verkostung bietet für Einsteiger eine tolle Orientierung in der Welt der Biere. Ähnlich wie beim Wein führt ein Experte durch das „beer tasting“. Besonders interessant ist es für den Einstieg, unterschiedliche Bierarten zu probieren. Es gibt eine Vielzahl von Malzen, unzählige Hopfen und nicht wenige Hefestämme. Jede Komponente der Zutaten beein- flusst das fertige Bier. Hinzu kommen diverse Stellschrauben im Braupro- zess, bei der Gärung und bei der Lagerung. Unterschiedliche Arten von Bieren zu probieren gibt dem Tasting den besonderen Aha-Effekt. Die Unter- schiede können beachtlich sein. Man sollte stets Biere unterschiedlicher Brauereien bei der Verkostung bereit- stellen, um eine gewissen Varianz in der Kreativität zu schmecken. Bestimmt gibt es auch in Ihrer Nähe eine kleine Brauerei, die Craft Beer im Sortiment hat. Sprechen Sie einfach einmal den Geschäftsführer an und fragen Sie ihn, ob er Sie bei einer Veranstaltung für Ihre Kunden mit Know-how und verschiedenen Biersor- ten unterstützt. Die ganze Veranstaltung könnte ja un- ter dem Motto stehen: Sorten-Vielfalt – nicht nur beim Biergenuss, sondern auch bei der Kapitalanlage. Jung, DMS & Sie! / REISE 55 April 2019

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