Jung, DMS & Sie! - Ausgabe April 2019

Herr Dr. Grabmaier, die Meldung über den neuen Ankeraktionär Great-West Ende März schlug in den Medien ein wie eine Bombe. Welche Gründe hatten Sie, für die JDC Group AG einen großen Partner an Bord zu holen? Grabmaier: Wir haben die Umsetzung unserer Digitalisierungsstrategie bisher mit sehr sinnvollen Kapitalerhöhungen finanziert. Damit sind wir zur ersten Adresse für institutionelle Marktteil- nehmer geworden, wenn es um die Abwicklung von Versicherungsgeschäf- ten geht. Und auch zum größten Käufer von Beständen und kleineren Mitbe- werbern im Markt. Dennoch: Die Rah- menbedingungen in unserem Geschäft werden immer herausfordernder. Neue regulatorische Herausforderungen, weiter wachsende IT-Kosten und ein zunehmender Margendruck machen das Geschäft schwieriger und sorgen für einen wachsenden Konsolidierungs- druck. Zudem kommen viele Millio- nen ausländischen Kapitals in den deutschen Maklermarkt. Das ist ein Rennen, das nur die kapitalstärksten Unternehmen gewinnen können. Vor diesem Hintergrund war es sinnvoll, nach einem Partner Ausschau zu hal- ten, der einerseits von der Finanzkraft her über jeden Zweifel erhaben ist und andererseits aber unsere Unabhängig- keit respektiert, also nicht die Kontrolle übernehmen will. Warum ist dafür gerade Great-West der richtige Partner? Grabmaier: Great-West bringt mit seinen 1,4 Billionen Can$ Assets under Administration und seinem familiengeführten Ansatz beides mit: Finanzkraft sowie Committment und Verständnis für den Maklermarkt. Die Qualitätsmarken Canada Life, Irish Life und Putnam Investments zeigen den hohen Anspruch der Unternehmens- gruppe. Great-West ist damit der ideale Partner für die Umsetzung unserer Digitalstrategie und die Konsolidierung des Maklermarktes. Mit einem der 20 größten Versicherungskonzerne der Welt „im Rücken“ können wir unseren Herausforderungen nun entspannt entgegengehen. Nach wie vor müssen wir mit unserem Kapital sinnvoll haus- halten, aber es steht ein Partner zur Seite, der mit langfristigem Horizont die Zukunft und die Unabhängigkeit unseres Unternehmens sichert. Den entscheidenden Ausschlag für uns hat der strategische Fokus von Great-West auf Makler gegeben. Mit ihrer Beteiligung von 28 Prozent ist Great-West jetzt Großaktionär bei der JDC Group AG. Fürchten Sie nicht um die Unabhängigkeit im Finanz- und Versicherungsvertrieb? Immerhin sind die Kanadier auch Produktanbieter. Grabmaier: Wir sind und bleiben produktunabhängig und auf das Mak- lergeschäft fokussiert. Wir suchten ja gerade einen Partner, mit dem wir unsere strategischen Ziele weiter- verfolgen und ausbauen können. Die Great-West-Tochter Canada Life ist in Zukunft zwar eine Schwestergesell- schaft, mit der wir sicherlich gut zu- sammenarbeiten werden. Es gibt aber keinen Vertrag, der uns verpflichten würde, Canada-Life-Policen zu vertrei- ben – unsere Plattform bleibt also so offen wie bisher. Außerdem sieht Great West sein Engagement bei der JDC Group als langfristige, strategische Beteiligung und nicht als Absatzkanal. Übrigens wird Great-West nicht im ope- rativ tätigen Vorstand vertreten sein, sondern nur im Aufsichtsrat. Aufgrund der zunehmenden Di- gitalisierung im Finanz- und Ver- sicherungsvertrieb haben viele JDC-Vertriebspartner Angst, vom Online-Vertriebsgeschäft verdrängt zu werden. Wie beruhigen Sie die Ver- triebspartner? Grabmaier: Mit unserer Advisortech- Strategie setzen wir voll auf den Mak- lermarkt und nicht auf Direktgeschäft. Das zeigen wir auch jetzt wieder durch unsere Partnerwahl. Das reine online- gesteuerte Direktkundengeschäft der Versicherer ging in Deutschland 2018 übrigens erstmals zurück. Das stärkt unseren Glauben an unser hybrides Modell: digital UND persönlich eben. Ich bin – trotz oder vielleicht gerade wegen aller Digitalisierung – davon überzeugt, dass die Menschen nach wie vor persönliche und kompetente Unterstützung und Beratung wollen, wenn es um komplizierte oder lang- fristige Anlage- und Absicherungsent- scheidungen geht. Im Markt wird viel spekuliert, dass Sie und Ihr Vorstandskollege Ralph Konrad nach der Beteiligung von Great-West nicht mehr lange „an Bord“ der JDC Group AG bleiben werden. Was ent- gegnen Sie diesen Spekulationen? Grabmaier: Sowohl als Großaktionäre als auch als Vorstände haben wir uns auf viele Jahre hinaus verpflichtet, und aufgrund der hervorragenden Entwick- lung der Gruppe in den letzten Jahren – unter anderem mit der Gewinnung von Großkunden wie der Lufthansa- Tochter Albatros, der Direktbank comdirect, der BMW-Tochter Bavaria Wirtschaftsagentur und jüngst der Sparda-Bank Baden-Württemberg – sehen wir auch absolut keinen Grund, als Aktionär oder Vorstandsmitglied frühzeitig von Bord zu gehen. Ralph Konrad und ich können uns auch vorstellen, unsere Beteiligung an der JDC Group zu einem späteren Zeit- punkt wieder aufzustocken. Und auch Stefan Bachmann, Sabine Schmitz und Oliver Lang wollen langfristig an Bord bleiben. Wer also auf einen Führungs- wechsel gehofft hat, den müssen wir enttäuschen: Mit dem vorhandenen Management-Team müssen unsere Vertriebs- und Produktpartner noch auf viele Jahre hinaus auskommen! Jung, DMS & Sie! / WISSENSWERT 7 April 2019

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