Jung, DMS & Sie! - Ausgabe April 2019

Jung, DMS & Sie! / WISSENSWERT Aus dem Supermarkt kennen wir sie alle: Pro- dukte, die Hersteller für ein anderes Unternehmen produzieren und unter dessen Namen vertreiben. Doch auch in der Finanz- und Versicherungsbranche gewinnt dieses Phäno- men – „White Labeling“ genannt – immer größere Bedeutung. Jung, DMS & Cie. ist ganz vorn mit da- bei – und auch Sie können davon profitieren. Amazon, Zalando, Deichmann, Otto, Lidl, Aldi, Rewe, dm – die Liste ließe sich noch endlos weiterführen: Händ- ler aus allen Branchen setzen erfolg- reich auf Eigenmarken. Der Vorteil dieser Eigenmarken liegt auf der Hand. Wer etwas exklusiv zu bieten hat, schafft sich ein Alleinstellungsmerk- mal, das kein anderer Händler bieten kann. Kommt die Marke am Markt gut an, kann sie als Magnet dienen, der die Kunden immer wieder zurück in den eigenen Laden lockt. Doch weder ist Aldi mit seinem Botta Butterkeks unter die Bäcker gegangen, noch kreiert die Drogeriekette dm seit Neuestem Badeschaum oder Bodyspray. Dahinter stehen Hersteller wie etwa Bahlsen oder die Dalli-Werke, die ihre Produkte als White Label an die Discounter und Online-Händler verkaufen. „White Labeling“ ist für beide Seiten – Händler wie Hersteller – von Vorteil. Die Hersteller können ihre Produk- tionskapazitäten optimal auslasten und erreichen wesentlich mehr Konsumenten als mit einem eigenen Vertrieb. Und die Händler binden mit ihren Eigenmarken, die in der Regel wesentlich günstiger als Topmarken, aber qualitativ gleichwertig sind, ihre Kunden – und das auch immer stärker online. White Labeling auch in der Finanz- und Versicherungsbranche Lange Zeit schien es so, als ob die Banken und Versicherungen den im- mer stärkeren Trend zu Digitalisierung und Online-Vertriebskanal verschlafen würden. Denn seit Jahren ist es auch im Finanz- und Versicherungsgeschäft deutlich zu sehen, dass sich immer mehr Kunden nicht nur online informie- ren, sondern auch im Internet Bankge- schäfte betreiben und sich versichern. Und das nicht nur beim klassischen Anbieter. Mehrheitlich können es sich die Deutschen sogar vorstellen, eine Police bei einem Digitalunternehmen wie Amazon, Apple oder Google abzu- schließen, so eine aktuelle Studie des Digitalverbands Bitkom. Wie man sich neue Kundenkreise erschließt, hat Anfang des Jahres das Insurtech-Start-up „Element“ gezeigt. Der Digitalversicherer kooperiert mit Volkswagen. Element steht hinter den Zusatzversicherungen, die der Autokonzern online unter „VW Kurz- zeitschutz“ vertreibt. Der Versicherer Element ist ein sogenannter White- Label-Anbieter. Er bietet also Policen an, die nicht unter der eigenen Marke vertrieben werden, sondern unter der von Partnern wie VW. Geht den Fintechs- und Insurtechs die Luft aus? Die digitale Trägheit großer Versicherer und Banken wollen sich seit geraumer Zeit die aus dem Boden sprießenden Fintechs und Insurtechs zunutze ma- chen. Die Geschäftsmodelle der ver- schiedenen meist Start-up-basierten Newcomer sind höchst vielfältig: Die neuen Begriffe erstrecken sich vom „RoboAdvisor“ (digitale Investment- plattformen) über „Customer Wallets“ (digitale Kundenordner) bis hin zu ein- facheren „Onboarding-Lösungen“ (also Online-Kontoeröffnungen im Netz). Blickt man jedoch auf die einzelnen Marktteilnehmer, kann man zu der Auffassung gelangen, dass viele von ihnen letztlich „nur“ innovative Soft- warehersteller mit fokussierten Marke- tingkonzepten sind, die extrem enge, häufig nicht profitable Kundensegmen- te und einen lediglich geringen Teil der Wertschöpfungskette abdecken. Ob eine solche Positionierung dauerhaft ausreicht, um sich erfolgreich und unabhängig im Markt behaupten zu können, wird man sehen. So kämpfen praktisch alle Fintechs mit der Herausforderung, möglichst schnell eine breite Kundenbasis aufzubauen. Die Gewinnung von nennenswerten Marktanteilen und der Aufbau einer starken Marke erweisen sich jedoch als langwierig und teuer. Im Ergebnis führt dies zu hohen Kun- denakquisitionskosten und bewirkt, dass fast alle Anbieter rote Zahlen schreiben, ohne erkennbare Tendenz zum Trendwechsel. WHITE LABEL FAKE LABEL? oder Daher gehen immer mehr der Fin- und Insurtechs dazu über, ihre Services als White-Label-Version großen Banken und Versicherungen anzubieten, damit diese ihren eigenen Online-Vertriebs- kanal nach vorn bringen können. 9 April 2019

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