Jung, DMS & Sie! - Ausgabe 02/2019

Europa und Beethoven Es gibt Musik, die ist stolz. Die ist für die Ewigkeit geschrieben. Europa hat sich so ein Stück als Titelmelodie gegeben. Es ist die instrumentale Fassung des letzten Satzes der 9. Sin- fonie von Ludwig van Beethoven. Der Europarat macht Beethovens „Ode an die Freude“ aus seiner 9. Sinfonie 1971 zur offiziellen Europahymne. Diese Sinfonie hat 2019 Geburtstag, denn vor 195 Jahren wurde sie in Wien urauf- geführt. Beethoven stand an diesem 7. Mai 1824 zwar selbst auf der Bühne und hat dirigiert – allerdings konnte er die Musik nicht mehr hören, weil er seit Jahren taub war. Beethoven und die Politik Armer Beethoven. Die Nazis spielten seine Neunte zu Hitlers Geburtstag und das Apartheid-Regime in Rhodesien, dem heutigen Simbabwe, machte sie gar zur Nationalhymne. Seine Bewun- derer kann man sich nicht aussuchen. Immerhin gab es auch Demokraten, die sich Beethovens unsterbliche Melodie für politische Zwecke „ausgeliehen“ ha- ben. Die NATO spielte sie zur Eröffnung ihres Brüsseler Hauptquartiers, Fran- çois Mitterrand zu seiner Amtseinfüh- rung und Leonard Bernstein nach dem Fall der Mauer – mit dem modifizierten Text „Freiheit (statt: Freude), schöner Götterfunken“. Die Legende, dass Friedrich Schiller ursprünglich „Freiheit schöner Götterfunken“ geschrieben habe und erst die staatliche Zensur das politisch anstößige Wort durch „Freu- de“ ersetzt haben soll, geht schon auf das 19. Jahrhundert zurück. Das ist der Hammer Ein Hammerklavier im Beethovenhaus Baden bei Wien, auf dem Ludwig van Beethoven gespielt hat, ist nun wieder bespielbar. Wie das Beethovenklavier in Bonn, wurde es vom oberschwäbischen Klavierbauer Conrad Graf erbaut. Im Beethovenhaus Baden bei Wien soll das historische Hammerklavier nach seiner Restaurierung erstmals am 24. November wieder zu hören sein. Die Stadt hatte das Instrument zum kom- menden 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens wieder spielbar machen lassen und dem Originalklang nahege- bracht. Seine Restaurierung war auf- grund zahlreicher Schäden notwendig geworden. Das Instrument stammt aus der Wiener Werkstatt des Klavierbauers Conrad Graf, der Beethoven seinen letz- ten Flügel zur Verfügung stellte. Der Flügel in Baden aus der Zeit um 1820 gilt als Beispiel des ausgereiften modernen Konzert-Modells, das Conrad Graf in Wien entwickelte. Beethoven spielte als Gast des Vorbesitzers mehr- fach auf diesem Instrument, das seit der Neueröffnung des Badener Beetho- venhauses 2014 dort zu sehen ist. Jung, DMS & Sie! / STYLE 53 November 2019

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