Jung, DMS & Sie! - März 2020

Es gibt Trendsportarten, die werden hauptsächlich wegen des Adrenalinkicks betrieben, weil die Ablenkung vom grau- en Alltag manchmal eben nicht extrem genug sein kann. Auf das Wandern trifft das mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zu, trotzdem ist es ein Trendsport. Spätestens nach dem Bestseller „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling und den zahlreichen Büchern von Manu- el Andrack, in denen der Autor von seinen Wandertouren erzählt, hat Wandern aber ein anderes, allgemein positives Image bekommen. Auch aufgrund des großen Sport- und Lifestyle-Hypes, der momentan herrscht, gewinnt der Outdoor-Sport immer neue Anhänger. Im Ranking der beliebtesten Freizeitaktivitäten der Deut- schen liegen Wanderungen nur knapp hinter dem Besuch im Fitnessstudio und sogar recht deutlich vor dem Volkssport Nummer eins, dem Fußballspielen. Von den Jugendlichen bis zu den Senioren wandern inzwischen fast 40 Millionen Menschen in Deutschland regelmäßig. Und dieser Trend hat ganz verschiedene Aspekte. Auf der Suche nach Entschleunigung Immer schneller, immer mehr – das tägliche Hamsterrad dreht sich mit wachsendem Tempo, das Bedürfnis der Gene- ration 3.0 nach Auszeiten, nach entspanntem „Runterkom- men“ und Entschleunigen wächst. Wandertouren sind der angesagte Trend im Bereich „Slow Travel“ – denn Wandern folgt einem anderen Zeitmaß. Der entschleunigte Rhythmus beim Gehen ermöglicht es, sich zu „BEsinnen“: Schritt für Schritt zu sich selbst zu finden und sich und die Umwelt bewusst, in aller Ruhe wahrzunehmen. Nachhaltige Freizeitgestaltung Bewusst zu reisen heißt auch, soziale und ökologische Verantwortung zu übernehmen. Ein Umdenken findet auch im Tourismus statt – die Nachfrage nach nachhaltigen Reiseangeboten wächst: Das Augenmerk der Urlauber liegt dabei auch auf Veranstaltern, die u. a. lokale Initiativen und Bildungsprojekte unterstützen sowie C02-Kompensation, sanfte Mobilität und nachhaltige Unterkünfte in ihren Reise- programmen offerieren. Reisen in der Natur Statt Großstadtdschungel sehnen sich immer mehr Reisen- de nach einer Auszeit fernab von Zivilisation, abseits des Massentourismus. Unberührte Natur dient hier als Aus- gleich zum Highspeed und hilft, die gewohnte Alltagstak- tung zu ändern, die ersehnte Ruhe und Stille zu finden. Jung, DMS & Sie! / REISE Digital Detox Ob bei der Arbeit, während des Abendessens, sogar im Bett – der Mensch ist ständig mit dem Smartphone und Com- puter verbunden. Mit „Digital Detox“, dem Megatrend aus den USA, heißt es jetzt einfach mal abschalten. Die neue Sehnsucht: Tage im Off in entlegenen Regionen und an einsamen Rückzugsorten. Da diese digitale Fastenkur ge- nauso schwierig ist wie das „normale“ Fasten, kommt dem Wandern in entlegenen Gebieten eine besondere Bedeutung zu. Denn wo es kein Netz gibt, kann man das Smartphone getrost auch ausschalten. Wandern wissenschaftlich untersucht „ „ Wandern senkt die Gefahr psychischer Erkrankungen Vor einigen Jahren hat eine groß angelegte Studie der Standford University herausgefunden, dass ein 90-mi- nütiger Spaziergang durch die Natur die Gefahr psychi- scher Erkrankungen drastisch senken kann. Die Proban- den neigten nach ihrer Wanderung deutlich weniger zum Grübeln – einem ersten Anzeichen für Depressionen oder Burnout-Erkrankungen. „ „ Wandern fördert Kreativität und Problemlösungs- kompetenz Eine weitere wissenschaftliche Untersuchung („Creati- vity in the Wild: Improving Creative Reasoning through Immersion in Natural Settings“) kam zu dem faszinie- renden Ergebnis: Nach einer dreitägigen Wanderung in der Natur zeigten die Probanden mehr Kreativität und Problemlösungskompetenz als vor dem Studienbeginn. Und das um bis zu 50 Prozent. Die Forscher schließen daraus, dass die Ruhe der Natur sowie die fehlenden Reize moderner Technologie Stress im Gehirn abbauen und dadurch „Kapazitäten“ für Kreativität und Problem- lösungsansätze freiräumen. „ „ Wandern aktiviert mehr neue Gehirnregionen Die University of Illinois liefert hierfür die passende Erklärung: Bereits nach 20 Minuten schnellem Wandern beziehungsweise Gehen wiesen die Testpersonen in den durchgeführten Gehirnscans eine deutlich verstärkte Gehirnaktivität auf – vor allem im hinteren Kopfbereich. Die Konsequenz: Die Probanden konnten nach der Wan- derung schneller und leichter Konzentrationsaufgaben lösen als ihre Vergleichsgruppe. 55 Mai 2020

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