Jung, DMS & Sie! - Oktober 2020

Covid-19 kann Schrecken verbreiten, Ökonomien lahmlegen und Urlaubsplä- ne durchkreuzen, aber eines scheint das Virus nicht zu können: den Ruf von Immobilien als vergleichsweise sichere Anlage zerstören. Laut Fondsverband BVI verzeichneten die offenen Immobi- lienfonds im zweiten Quartal als einzige Fondsgattung Nettomittelzuflüsse. Während etwa Aktienfonds (Minus 13,9 Milliarden Euro) oder die Mischfonds (Minus 2,3 Milliarden Euro) kräftig Anlagegelder verloren, sammelten die offenen Immo-Fonds im ersten Halbjahr fast vier Milliarden Euro neue Kundengelder ein. Im zweiten Quartal haben laut BVI-Statistik Aktien- und Mischfonds zwar wieder ein wenig in der Gunst der Anleger gewonnen, Publikumslieblinge blieben aber auch in diesem Zeitraum die offenen Immobili- enfonds mit einem Netto-Mittelzufluss im gesamten ersten Halbjahr 2020 von mehr als fünf Milliarden Euro. Kurzfristige Rendite-Ein- bußen auf hohem Niveau Allerdings müssen Immo-Fonds-An- leger kurzfristig mit etwas geringeren Jung, DMS & Sie! / WISSENSWERT Offene Immobilienfonds Renditen rechnen als bisher, denn die Corona-Krise hinterlässt auch am Markt für Geschäftsimmobilien – dem Hauptinvestmentbereich der offenen Immo-Fonds – zum Teil heftige Brems- spuren. Die Ratingagentur Scope hat daher die weiteren Aussichten dieser Fondsgattung in Deutschland unter die Lupe genommen. Von den 18 Fonds, die Scope permanent unter Beobach- tung hat, wurden zwölf herabgestuft, lediglich drei konnten ihr Rating halten. Für weitere drei liegt noch kein erneutes Rating vor. Dennoch seien auch die aktualisierten Beurteilungen allesamt auf vergleichs- weise hohem Niveau. Im Durchschnitt hätten sie die Note „a“, was eine gute risikoadjustierte Rendite erwarten ließe, so Scope. Laut einer Umfrage der Ratingagentur unter 24 Fonds- anbietern erwartet rund die Hälfte der Befragten bis Jahresende eine sinken- de Vermietungsquote. Aktuell liegt die durchschnittliche Vermietungsquote der offenen Immobilienfonds aller- dings auf einem Rekordniveau von mehr als 96 Prozent. In den vergange- nen acht Jahren ist sie zudem kons- tant angestiegen. Trotz Corona weiter gefragt Offene Immobilienfonds bieten seit Jahren Sicherheit und attraktive Renditen in einem Produkt. Den allgemeinen Corona-Shutdown bekommt aber auch diese Anlageform zu spüren, zeigen aktuelle Studien. Das ist aber kein Grund, sich von den offenen Immo- Fonds zu trennen, denn mittelfristig bieten sie attraktive Renditen bei vergleichsweise geringem Risiko. Schutzmechanismus in Krisenzeiten Der Gesetzgeber hat aus der Finanzkri- se 2008/2009, als etliche Immo-Fonds geschlossen werden mussten, gelernt und der Branche zahlreiche Schutzmaß- nahmen auferlegt. So sind die gesetz- lichen Mindesthalte- und Kündigungs- fristen für Fondsanteile strenger als in anderen Fondskategorien. Seit dem Jahr 2013 müssen Anteile an Immobi- lienfonds vor Rückgabe an die Fonds- gesellschaft mindestens 24 Monate im Portfolio gehalten werden. Zudem gilt eine einjährige Rückgabefrist. Anleger müssen also bereits ein Jahr vor der gewünschten Rückgabe sagen, dass sie ihre Anteile abstoßen wollen. Immobiliensegmente leiden unterschiedlich unter Corona Der Pandemie-bedingte Rückgang der gesamten wirtschaftlichen Leistung und die damit bereits eingetretenen und noch drohenden Mietausfälle wirken sich am Markt für Gewerbeimmobilien 18 Oktober 2020

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