Jung, DMS & Sie! - April 2021

Jung, DMS & Sie! / WISSENSWERT und raus aus dem ökonomi- schen Hamsterrad. Das Problem dabei war: Wenn man ganz allein auf die Bremse tritt, hat man das Gefühl, sofort links und rechts überholt zu werden. Der kollektive Druck auf den Pau- senknopf, wie jetzt mit Corona, hat zu einer Re-Priorisierung geführt. Wieder hin zu mehr Achtsamkeit darauf, wie man sein Leben führt und wie man arbeitet. Sehen Sie die Gefahr, dass nach Corona diese Tendenzen zu einer digitalen Korrekturschleife wieder nachlassen? Dafür braucht man ja Entscheider, die jetzt die Weichen stellen. Horx: Überspitzt formuliert lässt sich feststellen, dass es derzeit auf Entscheiderebene sicher eine Form der Altersdik- tatur gibt. Das bedeutet, es muss auch der demografische Wandel innerhalb der Entscheidungsstrukturen voranschrei- ten. Aufgeklärt und intelligent genug dafür ist die Generation Z sicherlich. Sie ist die smarteste und vor allem weiblichste, die wir je hatten. Zum Thema Nachhaltigkeit gehört ja auch die richtige Work-Life-Balance. Gerade mit Corona und den Möglichkei- ten im Homeoffice löst sich diese Balance für viele gerade in Luft auf. Es gibt keine scharfe Trennung mehr zwischen Arbeit und Freizeit – Stichwort Workation. Wird sich dieser Trend nach Corona wieder auflösen? Horx: Die große Frage lautet doch auch abseits von Co- rona: Gibt es für die Vermischung von Arbeit und Freizeit ein Produktivitätsargument? Was mich bei der aktuellen Homeoffice-Debatte stört, ist die vermeintlich progressi- ve Argumentation von Unternehmen: Unsere Mitarbeiter ‚dürfen‘ im Homeoffice arbeiten. Aber kommt am Ende eine höhere Produktivität heraus? Das muss sich erst noch zei- gen und hängt natürlich auch von der Tätigkeit ab. Aber die Arbeitswelt von morgen wird sicherlich fluider und kleinteili- ger sein als heute. Homeoffice wird ein Teil der Lösung sein, aber nicht der einzige. Zum Produktivitätsgewinn: Umfragen bestätigen immer wieder, dass Arbeitnehmer, die zufrieden sind und sich im Job wohl fühlen, produktiver sind. Von Homeoffice sind die meisten aber eher genervt und damit eher weniger produktiv. Horx: Das stimmt, derzeit kennen viele vom Work-Life- Blending, das sie gerade erfahren, nur die Schattenseiten. Arbeiten im Homeoffice, gleichzeitig müssen sie sich um die Kinder im Distanzunterricht kümmern, man ist perma- nent für den Chef oder Kunden erreichbar und wird gefühlt nie fertig. Mit Workation kann man wunderbar auch die Vorteile des Work-Life-Blending aufzeigen. Man liegt am Strand, erledigt E-Mails oder macht sich Stichpunkte für eine Besprechung, und abends nach dem Essen sitzt man auf der Terrasse bei einem Glas Wein und arbeitet an seiner Powerpoint-Präsentation. Schon allein die andere Umge- bung dürfte die Produktivität erhöhen. Grundvoraussetzung dafür ist allerdings eine sich ändernde Vertrauenskultur in der Arbeitswelt. Denn erst dann wird man in der Lage sein, sich seine Zeit zwischen Strand und Computer bei der Workation oder im Homeoffice selbst einzuteilen. Das Beispiel Workation soll nur dazu dienen, den Geist zu öffnen und anders zu denken. Die nächste evolutionäre Schleife wird sein, die Vorteile der Work-Life-Balance und des Work- Life-Blending zu kombinieren, damit die Menschen zufriede- ner und damit produktiver werden. 1981 - 1995 Generation Y Millenium- Aufschwung 1996 - 2020 Generation Z Begehrt & verunsichert 2021 - 2040 Generation C Ende des Wachstums? 29 April 2021

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