Jung, DMS & Sie! - April 2021

Vom Unterhemd zum Statussymbol Das Wort „Hemd“ kommt aus dem Althochdeutschen „Hemedi“ und heißt so viel wie „Haut“. Um 925 v. Chr. sollen bereits Hebräerinnen ein bodenlanges, einfaches weißes Leinenhemd ohne Knöpfe getragen haben. Auch die Römer sollen schon ein Kleidungsstück gehabt haben, das unter der Rüstung zum Schutz der Haut getragen wurde. Seit dem 19. Jahrhundert wird das weiße Hemd in der Form getragen, wie wir es heute kennen. Die durchgehenden Knöpfe auf der Vorderseite zeigten sich erstmals um 1900, obwohl es das Patent bereits seit 1871 gab. Im Jahre 1871 ließ die Firma Brown, Dawis & Co. Of Alder- manbury das erste Hemd mit durchgeknöpfter Brust regis- trieren. Vorher wurde es einfach über den Kopf gezogen. Bis in das 18. Jahrhundert wurde das Hemd nur als Unterbeklei- dung getragen und es war nur der Kragen sichtbar. Somit war es also ein fester Teil der damaligen Unterwäsche. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts galt ein weißes Hemd als Zeichen für Vornehmheit. Denn nur, wer genug Geld hatte, seine Hemden waschen zu lassen und auch noch genügend Exemplare zum Wechseln besaß, konnte es sich leisten, weiße Hemden zu tragen. Etwa um 1960 etablierte sich die Hemdtasche als weiteres Detail des Hemdes, was u. a. damit zu tun hatte, dass unter dem Anzug nicht mehr so häufig eine Weste getragen wurde. Ein anderes Stilmerkmal eines jenen Herrenhemdes ist die Kragenform. Schon die damaligen Hemden besaßen verschiedene Kragen. Prinzipiell gibt es die Unterscheidung in Stehkragen und Umlegekragen. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts herrschte der Stehkragen. Er wurde dann aber mehr und mehr durch den Umlegekragen abgelöst. Und heute trägt man den Stehkragen nur noch zu Smoking oder Frack. Perfekt für jede Videokonferenz im Homeoffice Das klassische weiße Hemd war früher – also vor Corona – oftmals Pflicht, wenn es der penible Chef so verlangte oder beim Kundenkontakt. Doch mittlerweile sieht man weiß be- hemdete Männer immer öfter in der Videokonferenz aus dem Homeoffice. Die Vorteile liegen auf der Hand: Erstens sieht ein Mann sofort gewohnt seriös und perfekt gekleidet aus, wenn er in die Kamera lächelt. Zweitens sig- nalisiert dieses Erscheinungsbild sofort: Ja, der Kollege ist bereit für die Arbeit. Und das stimmt auch, denn aus psycho- logischen Untersuchungen ist bekannt: Wer im Pyjama vor der Kamera sitzt, ist geistig noch bei seinem Fünf-Minuten-Ei und der ersten Tasse Kaffee am Morgen. Das merken auch die anderen Konferenzteilnehmer. Und drittens passt das klassische weiße Hemd nahezu zu jedem Hintergrundbild, wenn es nicht gerade blütenweiß ist. Wer sich beispielsweise mit einem himmelblauen T-Shirt vor ein Hintergrundbild seines letzten Strandurlaubs setzt, läuft Gefahr, vom Kinn abwärts camouflageartig vom Bildschirm zu verschwinden – vor allem dann, wenn er sich mit mehre- ren Teilnehmern den Bildschirm teilen muss. Ein paar Regeln fürs perfekte Outfit Bei einem weißen Hemd für das Büro liegt die perfekte Pass- form zwischen knalleng und Oversize. Man sollte sich ohne Einschränkungen frei bewegen können, wie ein zehn Jahre alter Hoodie sollte sich das Teil aber auch nicht anfühlen. Grundsätzlich gilt aber: Lieber etwas zu weit als zu eng. Wie bequem ein Hemd zu tragen ist, entscheidet sich unter anderem durch den Kragen. Ein weißes Hemd wird oft mit Krawatte getragen, die hoch am Kragen sitzt. Hier einige Möglichkeiten für Kragenvariationen: „ Der Kent-Kragen gilt als Klassiker. Er gilt als Umschlag- kragen mit relativ weit auseinanderstehenden Schenkeln. Als Standardvariante lässt er sich gut mit Krawatten in unterschiedlicher Breite kombinieren. Für die Freizeit lässt man den obersten Knopf einfach offen und sorgt damit für ein lässiges Aussehen. „ Der Button-Down-Kragen wird – wie der Name schon vermuten lässt – mit Knöpfen fixiert. Auch er zählt zu den Umschlagkragen und hat einen eher sportlichen Touch. Die Spitzen der Schenkel werden bei dieser Variante mit Knöpfen in der richtigen Position gehalten. Eher selten wird der Button-Down-Kragen mit Krawatten kombiniert. „ Beim Haifisch-Kragen stehen die Schenkel sehr weit aus- einander. Diese Modelle gelten als besonders elegant und passen perfekt zu breiteren Krawatten. Nicht nur der Kragen, auch die Manschetten sind signifikant für ein Hemd. Ein klassisches, langärmliges Hemd verfügt grundsätzlich über eine einfache oder doppelte Manschette am Ärmelabschluss. Die einfache Manschette ist durch Einla- gen verstärkt. Die doppelte Manschette sieht edel aus und ist steif durch den Umschlag. Ein Hingucker sind auch passende Manschettenknöpfe. Ganz wichtig ist, dass die Manschetten idealerweise etwa einen Fingerbreit unter dem Oberteil (z. B. Pullover, Sakko etc.) hervorschauen. Daher sollten die Arme des Hemdes immer lang genug sein. Jung, DMS & Sie! / STYLE 56 April 2021

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