Jung, DMS & Sie! - April 2021

Geschlossene Restaurants, Kantinen und Mensen. Was bleibt da andersübrig, als selbst zu kochen. Da das aber nicht jedermanns (und -fraus) Sache ist, waren Fertigprodukte seit Ausbruch der Pande- mie gefragt wie nie. Laut Statistischem Bundesamt wurden von Januar bis September 2020 in Deutschland rund 1,1 Millionen Tonnen Fertiggerichte produ- ziert – ein Anstieg um fast fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Doch die nackten statistischen Zahlen zeigen noch einen anderen Trend: Bei der Betrachtung der einzelnen Quar- tale wird deutlich, dass die Jahreszu- wächse in den ersten beiden Quartalen 2020 mit plus 6,6 beziehungsweise 6,7 Prozent besonders hoch waren. Im 3. Quartal 2020 hingegen wurden nur noch 1,3 Prozent mehr Fertiggerichte produziert als im 3. Quartal 2019. Folgerichtig meldet etwa die Apothe- ken-Umschau, dass 30 Prozent der Deutschen seit Monaten wieder häu- figer selbst kochen. Allerdings haben – so die Apotheken-Umschau – 27 Prozent der Erwachsenen während der Corona-Pandemie auch zugenommen. Doch dem Druck auf die Waage wird jetzt gegengesteuert. Gesund essen ohne Diätplan Laut „Food Trend Report 2021“, dem Standardwerk und Impulsgeber für Gas- tronomen und Lebensmittelhersteller, wird die sogenannte Soft-Health-Bewe- gung – also gesund essen ohne Diät- plan – durch Corona noch verstärkt. Der anhaltende Trend zur gesundheits- bewussten Ernährung zeige sich laut Studie nicht nur in der steigenden Beliebtheit von Gemüsekisten-Lieferun- gen, sondern auch in der zunehmenden Tendenz, beim Gemüsehändler um die Ecke oder auf dem Wochenmarkt einzu- kaufen. So wird laut dem Gourmetma- gazin Falstaff der Aspekt Regionalität angesichts der „supportyourlocals“- Bewegung noch radikaler gelebt, von den Produzenten als Bedürfnis erkannt und mit entsprechenden Produkten und Services gestillt. Biodiversity im Kochtopf Die Corona-Pandemie hat auch die Aufmerksamkeit für die Bedrohung der Ökosysteme geschärft. Viele haben erkannt, dass man bewusster konsu- mieren und nachhaltiger mit Ressour- cen umgehen muss, da diese nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen. Das Stichwort dafür lautet Biodiversität. Gemeint ist damit, durch regionales und saisonales Einkaufen die natürli- che, biologische Vielfalt von Nutztie- ren und -pflanzen weitestgehend zu erhalten. Je größer diese Artenvielfalt ist, desto intakter sind die Ökosysteme unseres Planeten. Außerdem kommt eine möglichst vielseitige, saisonale Ernährung nicht nur der Umwelt, son- dern auch der Gesundheit zugute. Alleskönner Kichererbsen Apropos Gesundheit: Kichererbsen sind der neue Blumenkohl, verspre- chen die meisten Food-Experten. Glaubt man dem, so soll die Hülsen- frucht zügig die Supermarktregale und die Teller erobern: etwa in Form von Pasta, Tofu, Mehl – zum Beispiel für Pizzaboden – und Cerealien. Die Kichererbsen begegnen uns also nicht mehr nur in ihrer altbekannten Form als Falafel oder Hummus. Sie sind reich an gesunden Nährstoffen, enthalten hochwertige pflanzliche Pro- teine, Eisen, B-Vitamine und Calcium. Darüber hinaus gelten sie als hervorra- gender Fleischersatz, da sie gesunde Eiweißquellen sind. Wer seit Corona ständig dieselben Gerichte kocht oder wenn pausenlos der Lieferdienst vor der Tür steht, ist es Zeit für Inspiration in der Küche. Hilfe kommt dafür – wie soll es in diesen Zeiten anders seit – als App daher. Anders als Kochbücher, die nach einigen Jahren veraltet wirken, haben Koch-Apps das Potenzial, ständig mit frischen Ideen zu überraschen. Die Bandbreite ist groß: Passende Apps gibt's für blutige Anfänger und erfahrene Hobbyköche, für Freunde gutbürgerlicher und veganer Küche, kalorienbewusster Ernährung und solcher, die einfach Abwechslung verspricht. Chefkoch, Eat Smarter, Kitchen Stories, KptnCook, Lecker und SevenCooks decken unterschiedliche Essgewohnhei- ten, Schwierigkeitsgrade und Herangehensweisen ab, beispielsweise Community-getriebene Content-Aggregation mit Hunderttausenden Rezepten wie Chefkoch oder ein auf wenige Tausend Rezepte limitiertes, ausgewähltes Sparten- angebot wie SevenCooks. Eat Smarter und Lecker versammeln Rezeptkataloge von Fachzeitschriften, die sich über Jahre mit dem Thema Kochen auseinandersetzen. Kitchen Stories und KptnCook repräsentieren Start-ups, die neue Wege gehen und Fans von Food-Bloggern ansprechen. Apps fürs Abendessen Jung, DMS & Sie! / STYLE 59 April 2021