Jung, DMS & Sie! - Oktober 2022

Aus ökologischer Sicht ist Skifahren ein Eingriff in die Natur und wird in Zeiten der Erderwärmung immer fragwürdiger. In den Alpen ist die Durchschnittstemperatur in den vergangenen hundert Jahren um zwei Grad gestiegen, doppelt so viel wie im globalen Mittel. In 50 Jahren werde Skifahren auf Neuschnee in Deutschland nur noch an der Zug- spitze möglich sein, prognostizierte Jürgen Schmude, Professor für Wirtschaftsgeografie und Touris- musforschung an der LMU München, dem Wissenschaftsmagazin National Geographic. Sanfter Winterurlaub Der Rest kommt aus der Schneekano- ne – und das kostet enorme Energie. Für einen Hektar Kunstschnee ist eine Energiemenge von etwa 20.000 Kilo- wattstunden nötig. Alpenweit kommen so 600 Gigawattstunden zusammen, was dem jährlichen Stromverbrauch von 130.000 durchschnittlichen Vier- Personen-Haushalten entspricht. Kleiner Trost: Die Schneekanonen werden immer effizienter. Was Wasser- und Stromverbrauch angeht, ist ein Golfplatz mittlerweile unter Umstän- den schädlicher, sagt LMU-Professor Schmude. Schneedeckenmessungen und Optimierung der Fahrten der Pis- tenraupen sind weitere Möglichkeiten, Energie zu sparen. Trotz der Eingriffe in die Natur ist der Betrieb eines Skigebiets allein nicht das Problem. Die eigentlichen Klima- und Umweltsünder sind die Skifahrer selbst: Sie kommen meist mit dem Auto in die Berge. Satte 75 Prozent des CO 2 -Ausstoßes eines einwöchigen Skiurlaubs entfallen auf die An- und Abreise, besagen aktuelle Studien der Schon vor zwei Jahren fragten wir uns an dieser Stelle, ob angesichts des Klimawandels der lieb gewonnene Skiurlaub inklusive Schneekanonen-Armada, kilometerlangen Liftanlagen und Millionen Autos in abgelegenen Tälern noch angebracht ist. Jetzt kommt auch noch die Energiekrise dazu. Doch es gibt eine Alternative:den sanften Winterurlaub. Jung, DMS & Sie! / REISE 50 Oktober 2022

RkJQdWJsaXNoZXIy MjkxOTM=