Jung, DMS & Sie! - Ausgabe April 2019

Schon heute lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten – im Jahr 2050 werden es mehr als zwei Drittel sein. Durch dichte Bebauung wird ein Hitzeinsel-Effekt verursacht, sodass die Luft kaum zirkulieren kann, denn Oberflächen wie Glas reflektieren das Sonnenlicht und Beton- und Asphaltflächen speichern die Wärme. Weltweit entwerfen Architekten daher grüne Gebäude – mit Pflanzen an Fassaden, auf Terrassen, Balkonen und Dächern. In den hoch urbanisier- ten Räumen verändert sich damit das Verständnis von Landschaft. Intelligente Stadtkonzepte und smarte Designs vereinen die Potenziale von Natur und Technik. Grüne Fassaden regulieren die Temperatur in der Stadt und verbessern die Luftqualität. Smar- te Materialien und Oberflächen erzeu- gen Energie. Alte Industrieanlagen und nicht mehr benötigte Infrastrukturen, wie etwa die ehemalige Highline in New York, werden zu grünen Naherho- lungsräumen. Singapur als grünes Vorbild Singapur ist dicht bebaut, Hochhäu- ser prägen das Stadtbild. Mehr als fünfeinhalb Millionen Menschen leben hier auf einer Fläche knapp so groß wie Hamburg. Um die Lebensqualität zu verbessern, ist Singapur heute weltweit führend in der Begrünung von Gebäuden. Die Architekten Wong Mun Summ und Richard Hassell planen Bürogebäude, Hotels und Wohnhäuser anders als die üblichen weltweit verbreiteten Beton-, Stahl- und Glaskästen. Die Gebäude haben zum Beispiel Öffnungen in den Fassaden, die sich oft über mehrere Stockwerke erstrecken, und die konse- quent begrünt wurden. Eines ihrer Projekte ist das Parkroyal Hotel. Pflanzen ranken an den Fassa- den. In luftiger Höhe liegen geschwun- gene, begrünte Großbalkone, die an die terrassierten Reisfelder Südostasiens erinnern. Palmen stehen dort neben Büschen und kleinen Bäumen in Pflanzkübeln. Die Idee, Pflanzen als Teil der Gebäu- destruktur zu verwenden, ist keine gänzlich neue Erfindung. Bereits 1992 setzte Ken Yeang, selbsternannter Öko-Architekt, mit dem „Menara Mesi- niaga Tower“ in Subang Jaya (Malay- sia) erste Maßstäbe im Bereich der grünen Architektur. Eine Fassade, die eine natürliche Luftzirkulation zulässt, und eine großzügige Begrünung auf jeder Etage machten den Turm zum ersten bioklimatischen Hochhaus der Welt. Parkroyal Hotel Jung, DMS & Sie! / TRENDS 38 April 2019

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