Jung, DMS & Sie! - Oktober 2020

Jung, DMS & Sie! / WISSENSWERT Trotz Null- und Minuszins bevorzugen die Bundesbürger beim Sparen nach wie vor jene Anlageformen, die am meisten unter der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) leiden: Girokonto oder sonstige mehr oder weniger unverzinste Bankeinlagen. Marktbeobachter erkennen in der Eurozone derzeit sogar einen „Corona-Sondereffekt“ von rund 30 Milliarden Euro, die in Form von Bargeld zu Hause gebunkert werden. Von diesen würden rund sechs Milliar- den Euro auf deutsche Privathaushalte entfallen, so die Schätzungen. Sechs Milliarden unterm Kopfkissen Doch egal, ob auf kaum verzinsten Bankkonten oder un- term Kopfkissen: Real – also unter Berücksichtigung der jährlichen Teuerungsrate – wird das Geld immer weniger wert. Obwohl die Zinsen bereits seit 2012 oft und seit 2016 permanent real unter null liegen, ignorieren die heimischen Sparer den schleichenden Kaufkraftverlust. Laut Analysten- berechnungen verloren die Spareinlagen der Deutschen im ersten Halbjahr 2020 durch den negativen Realzins fast 13 Milliarden Euro. Dennoch halten die Deutschen unbeirrt an ihrem unzeitgemäßen Sparverhalten fest. Hauptgründe dafür sind neben der schnellen Verfügbarkeit des Geldes vor allem Unwissenheit, so eine repräsentative Online-Umfrage der BaFin und eine ähnliche Untersuchung des Flossbach von Storch Research Institutes. Danach ha- ben 27 Prozent der Befragten überhaupt keine Vorstellung davon, welchen Ertrag ihre Ersparnisse abwerfen sollten. Alle kennen Facebook – aber die wenigsten den Unterschied zwischen Zinsen und Rendite Aber wie sollten sie auch? Im Laufe des Lebens lernt jeder, wie man ein Bankkonto eröffnet, eine Steuererklärung ausfüllt – und vor allem, wie man einen Facebook-Account anlegt. Aber den genauen Unterschied zwischen Zinsen und Rendite können die wenigsten erklären. Noch düste- rer wird es, wenn es um Wirkungszusammenhänge in der Wirtschaft oder am Kapitalmarkt geht. Beim letzten PISA-Test verzichtete Deutschland sogar darauf, Fragen nach der finanziellen Allgemeinbildung zu stellen. Dabei ist es gerade um das Finanzwissen deut- scher Schüler weiterhin schlecht bestellt, wie Studien immer wieder bestätigen. Auch bei der eigenen Altersvor- sorge tappen die meisten im Dunklen: Laut Jugendstudie 2019 des Rentenwerks Metallrente kennt sich nur weniger als ein Drittel der Befragten in diesem Bereich aus. 15 Oktober 2020

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