Jung, DMS & Sie! - Oktober 2020

Jung, DMS & Sie! / TRENDS Faulenzen verliert sein schlechtes Image und Abhängen ist plötzlich cool und wertvoll, weil die „niksenden“ Niederlän- der in Studien regelmäßig zu den glücklichsten Völkern zäh- len. Das niederländische Wort bedeutet wörtlich übersetzt „herumhocken“. Beim so betitelten Lebensstil-Konzept geht es darum, sich nicht auf eine Aufgabe zu konzentrieren, sondern die Gedanken mal einfach so schweifen zu lassen. Wer Niksen richtig praktiziert, macht also wirklich rein gar nichts – das aber bewusst. Lieber Stromschläge als Nichtstun Wer versucht, sich aufs Sofa zu setzen und gänzlich untätig zu bleiben, fühlt sich schnell unwohl – und sucht nach Ab- lenkung. Oder verpasst sich lieber selbst Elektroschocks, wie die Probanden einer Studie des US-Psychologen Timothy Wilson von der University of Virginia aus dem Jahr 2014. Der Versuchsaufbau war simpel. Die Studienteilnehmer sollten für sechs bis 15 Minuten in einem nüchternen Raum sitzen und sich im Geiste mit einem Thema ihrer Wahl beschäftigen. Nur aufstehen oder einschlafen durften sie nicht. Und sie hatten einen Knopf, der Elektroschocks auslöst. Bevor die beschäfti- gungslosen Minuten begannen, gaben die Teilnehmer an, dass es gar nicht infrage käme, sich auf diese Weise Schmerzen zuzufügen. Das Ergebnis: Anstatt einfach 15 Minuten gänzlich untätig herumzusitzen, drückte jeder dritte männliche und jeder vierte weibliche Proband lieber auf den Knopf. Ist Niksen also nichts weiter als die gute, alte Meditation? Weit gefehlt: Während wir beim Meditieren nämlich versu- chen, unsere Gedanken auszuschalten, um unsere Auf- merksamkeit beispielsweise auf unseren Atem zu lenken, findet eine solche Fokussierung beim Nichtstun nicht statt. Niksen steht einfach für das, was uns heutzutage unglaub- lich schwerfällt: einfach mal dasitzen und sich mit nichts beschäftigen. 34 Oktober 2020

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