Jung, DMS & Sie! - Oktober 2021

Jung, DMS & Sie! / TRENDS stimmt nicht einmal ansatzweise, denn dazwischen gibt es so viele – nicht planbare – Etappen, in denen viel schiefgehen kann. Daraus kann man aber lernen und die nächste Etappe angehen. Man muss sich aber bewusst sein, dass der Weg zum Ziel mehr oder weniger ein Vorwärtsirren ist. Sie betonen in Ihren Vorträgen, dass Antworten wichtiger seien als die Probleme oder Umstände, die einen belasten. Wie kommt man zu den Antworten, und wann weiß man, dass es die richtigen Antworten sind? Oder geht es nicht ohne Irrweg? Schwarzhuber: Das Wort Antwort steckt ja in „Verantwor- tung“. Wichtig ist daher, für einen Entschluss, den man fasst, auch die eigene Verantwortung zu übernehmen. Wir neigen ja dazu zu sagen: Da ist jemand anderes schuld daran. Dann gibt man aber auch die Beeinflussungsmacht über die wei- tere Entwicklung ab. Wenn ich aber für meinen Entschluss die Verantwortung übernehme und für ein aktuelles Problem – egal, durch was oder wen verursacht – selbst eine Lösung finde, kann ich den nächsten Schritt machen. Wenn man das einmal verinnerlicht hat, ist das ein großer Schritt, weil man sich dann nicht mehr auf die Umstände konzentriert, sondern darauf, was man daraus machen kann. Sie befassen sich sehr mit Persönlichkeitsentwicklung und sind gefragter Gastreferent – nicht nur vor Sportlern, sondern für Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Wie kam es dazu? Schwarzhuber: Das war ein Zufall. Ein halbes Jahr nach mei- ner Operation und nach dem Volkslauf kam ein Freund auf mich zu, der als Lehrer am Gymnasium arbeitet. Er bat mich, in der Aula seiner Schule meine Geschichte zu erzählen. Ich hatte mich damals schon lange mit dem Thema Persönlich- keitsentwicklung befasst, weil es mir als Jugendlicher mit meinen gelähmten Füßen mental ziemlich schlecht ging. Aber mir war nie der Gedanke gekommen, meine Erfahrungen und Erkenntnisse anderen vorzutragen. Ich habe also den Vortrag in der Schule gehalten, dachte mir aber, die meisten Schüler werden nur auf die Pause warten und dann ver- schwinden. Zu meiner Überraschung blieben aber viele in der Aula und es entstand eine rege Diskussion. Das war für mich eine neue, positive Erfahrung und irgendwann habe ich mich dazu entschlossen, beruflich etwas daraus zu machen. Unser Magazin lesen unabhängige Finanzberater und Versi- cherungsvermittler. Um ihr Vertriebsgeschäft voranzubrin- gen, müssen auch sie sich immer wieder motivieren und sich Ziele setzen. Gibt es Tricks und Techniken, wie das immer wieder gelingt? Schwarzhuber: Motivation ist nicht das Wichtigste, denn Motivation ist etwas Kurzfristiges und hält vielleicht nur ein paar Tage oder eine Woche. Was kommt dann? Wichtiger finde ich es, einen langfristigen Kompass zu haben, wie man seinen beruflichen Alltag angeht. Und das Bewusstsein, dass auch vieles schiefgehen kann. Denn dann gibt man nicht so schnell auf und bleibt dran. Gerade im Finanzbereich bietet sich ja das Thema Risiko und Chancen als Vergleich an. Ohne Risiko bleiben auch die Chancen gering. Allerdings sollte das Risiko überschaubar sein. Das ist beim Investieren genauso wie im Leben. Im beruflichen Alltag bedeutet das „Mäßigung“. Also sich nicht gleich die höchsten Ziele stecken und dann übermotiviert an die Sache rangehen. Besser ist es, sich einen längerfristigen Fahrplan zu überlegen und sich diszipliniert daran zu halten. Gibt es Tricks und Techniken, wie das immer wieder gelingt? Schwarzhuber: So etwas kann man tatsächlich trainieren – etwa mit einem Erfolgsjournal: Darin schreibt man jeden Tag drei, vier Dinge auf, die einem sehr gut gelungen sind. Das können ganz banale Dinge sein. Das Spannende daran ist, dass sich mit der Zeit der Blick auf das eigene Tun verändert und Erfolge sichtbar werden, die man vorher nicht registriert hat. Allein das motiviert erneut, sich diszipliniert an seinen Fahrplan zu halten. Um gegenüber dem Kunden authentisch zu wirken, hört man immer den Ratschlag: Sei einfach so, wie Du bist. Was raten Sie Beratern und Vermittlern? Schwarzhuber: Sei einfach Du selbst klingt zuerst einmal gut. So zu sein, wie man ist, bedeutet aber, man muss nichts verändern. Doch ist man wirklich mit sich zufrieden? Oder hat man vielleicht Angst, beim Kunden nicht richtig anzu- kommen? Hier macht es die Übung. Je öfter man mit Kunden spricht, umso mehr Erfahrungswerte erhält man, was gut ankommt, was danebengeht. Am Ende ist die Angst vor dem „Ungewissen“ zerschmettert. Sie haben sich beide Unterschenkel freiwillig amputieren lassen, waren anschließend lange in Reha und haben sich spezielle Prothesen anfertigen lassen. Für die Versicherungs- vermittler unter unseren Lesern sicherlich interessant: Hat das alles die Krankenkasse gezahlt? S chwarzhuber: Ja, das hat die Krankenkasse übernommen, obwohl ich mir ja beide Füße freiwillig amputieren ließ. Aber für die Krankenkasse war es letztlich günstiger, die Kosten der Operation, der Reha etc. zu übernehmen, als weiterhin meine unzähligen Krankenhausaufenthalte und Behandlun- gen mit gelähmten Füßen zu finanzieren. Aber natürlich gab es im Vorfeld auch eine ärztliche Empfehlung, die Operation durchzuführen. Meine Laufprothesen muss ich aber natürlich selbst bezahlen, habe dafür aber Sponsoren. 37 Oktober 2021

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