Jung, DMS & Sie! - Oktober 2021

„Vergeude niemals eine Krise.“ Dieses Zitat wird Winston Churchill zugeschrieben. Egal, ob er das wirklich gesagt hat, Fakt ist, dass – ausgelöst durch Krisen – Veränderungen plötzlich möglich sind, die zuvor undenkbar waren oder zumindest in weiter Ferne lagen. So beschleunigten sich langsame, graduelle Entwicklungen von heute auf morgen, als die üblichen Spielregeln durch die weltweite Ausbreitung des Corona-Virus außer Kraft gesetzt wurden. Unternehmen weltweit haben gemerkt, dass digita- les Arbeiten kein Handicap ist, sondern sogar zu Produktivi- tätssteigerungen führen kann. Aus medizinischer Sicht wurde in Windeseile ein Impfstoff gegen das Virus zur Marktreife gebracht und Milliarden von Dosen wurden produziert. Eine Krise ist immer auch eine Chance Oder eine globale Energiewende erscheint plötzlich im Be- reich des Möglichen, wenn nur genügend Supermächte sie als den Konjunkturmotor identifizieren, der ihre Wirtschaft aus der Corona-Krise in eine prosperierende Zukunft kata- pultieren soll. Als im Frühjahr, nur wenige Monate nach dem Auszug des Klimaleugners Trump aus dem Weißen Haus, US-Präsident Joe Biden zum virtuellen Klimagipfel einlud, waren alle dabei – China, die Europäer und sogar Russland und Brasilien. Jung, DMS & Sie! / TRENDS Grünes Wachstum Es ist hinlänglich bekannt, dass politische Mühlen langsam mahlen und nach öffentlichkeitswirksamen Lippenbekennt- nissen oft lange nichts kommt. Doch auf die Politik muss man oftmals nicht warten, wenn es um große wirtschaft- liche und letztlich auch gesellschaftliche Veränderungen geht. Die meisten technologischen Umwälzungen kamen deshalb in Fahrt, weil vor allem Unternehmen einen ökono- mischen Vorteil darin sahen. Die grüne Welle des Wachstums Mit diesem Phänomen hat sich auch Hans-Jörg Naumer, der Leiter der Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors, in seiner Studie „#GreenGrowth: Die grüne Welle des Wachs- tums“ beschäftigt und stellt fest: „Fünf lange Wachstumszy- klen lassen sich seit der industriellen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts feststellen, die jeweils von neuen Tech- nologien ausgelöst wurden. Die spannende Frage ist jetzt: Was wird die nächste lange Welle prägen?“ Seine Antwort: „Der nächste Kondratieff wird ein grüner sein.“ Dabei bezieht sich Naumer auf die vom russischen Wirtschaftswissenschaftler Nikolai D. Kondratieff 1926 erstmalig beschriebenen, in langen Wellen verlaufenden Schwankungen der Weltkonjunktur. Diese langfristigen Konjunkturbewegungen werden dabei in Zeitabschnitte von etwa 50 bis 60 Jahren eingeteilt. Großen umwälzenden Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft gingen stets Krisen voraus. Das zeigen die fünf sogenannten Kondratieff-Zyklen seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Kapitalmarktexperte Hans-Jörg Naumer zieht in seiner Studie „#GreenGrowh“ verblüffende Parallelen zur Gegenwart und ist sich sicher: Der nächste Zyklus wird grün sein. Kein Wunder also, dass ESG- orientierte Fonds seit Monaten boomen und die Nachfrage nach nachhaltig orientierten Versicherungen steigt. 38 Oktober 2021

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