Jung, DMS & Sie! - März 2020

Aus Brüssel kam vor rund zehn Jahren der Vorschlag, es europäischen Winzern künftig zu erlauben, Weiß- und Rot- weine zu Rosé zu vermischen. Damit sollte ein vermeintlicher Wettbewerbsnachteil der europäischen Weinbauern beseitigt werden. Denn im Rest der Welt gilt die Gleichung: Weiß plus Rot ergibt Rosé. Das mag nach der Farbenlehre stimmen, hat aber mit europäischer Weinbautradition nichts zu tun. Denn roséfarbene Weine werden hier seit Jahrhunderten nur auf eine Art gekeltert: ausschließlich aus roten Trauben. Zuerst gingen 2009 also die Winzer aus Südfrankreich ge- gen die Lockerung der Produktionsvorschriften auf die Bar- rikaden. Frankreich ist der größte Rosé-Produzent Europas und der Welt, die dortigen Winzer fürchteten um ihr Image und ihre traditionellen Anbaumethoden. Als sich auch an- dere europäische Weinbauregionen dem Protest anschlos- sen, kassierte die EU ihren Vorschlag wieder. Seitdem ist sichergestellt, dass Rosé in Europa nur auf die klassische Art gemacht werden darf. Für jeden Geschmack das Richtige Der Rosé-Trend hat mittlerweile die internationale Getränke- industrie erfasst. Zu verdanken ist dieser weltweite Sie- geszug jedoch hauptsächlich Frankreich. Fast jede zehnte Flasche Wein, die irgendwo rund um den Globus getrunken wird, enthält inzwischen Rosé. Der weltweite Rosé-Konsum ist seit 2005 um 32 Prozent gestiegen – wobei für jeden Geschmack das Richtige dabei ist. Drink pink Wenn im Sommer die Garten- und Grillfeste Hochsaison haben, ist die Lieblingsfarbe vieler Genießer Rosé. Denn Roséweine erfüllen die Wünsche des Gaumens in all ihren Spielarten – von Lachs bis zum gegrillten Hähnchen sind sie zu vielen leicht würzigen Speisen ein wahrer Genuss. Kein Wunder also, dass in den letzten 15 Jahren der Kon- sum von Rosé weltweit um 32 Prozent zugenommen hat. Roséwein Roséwein wird in den Geschmacksrichtungen trocken (Restzuckergehalt vier Gramm pro Liter), halbtrocken (Rest- zuckergehalt bis zu zwölf Gramm pro Liter), lieblich (Rest- zuckergehalt bis zu 45 Gramm pro Liter) und süß (Restzu- ckergehalt ab 45 Gramm pro Liter) angeboten. Ihre Aromen reichen von fruchtig-frisch wie von Himbeere, Erdbeere, Pfirsich, Apfel und Litschi über blumige Aromen wie Rose und Hibiskus bis hin zu Kräuternoten und Rauchnuancen. In Deutschland wird der Roséwein überwiegend aus den Trauben der Spätburgunderrebe gewonnen. So zeichnen sich deutsche Roséweine durch Noten von Honig und Erdbeere (Baden und Rheingau) sowie frische, rassige Nuancen (Pfalz und Württemberg) aus. Ein Roséwein, der in der Provence in Frankreich produziert wurde, hat ein lebhaftes Aroma mit floralen Nuancen, einer leichten Salznote und einer angenehmen Mineralität. Kom- men die Weine aus Südfrankreich, haben sie ein florales Bouquet und weisen einen runden Körper und vollmundiges Gefühl am Gaumen auf. Die in Spanien produzierten Roséweine sind in ihrer lachsro- ten Farbe sehr ansprechend und punkten mit ihren fruchti- gen Noten. Hier sind Hibiskus und Erdbeere dominierend. Der „rosado“, so wird der Roséwein in Spanien genannt, wird meist aus der traditionellen Rebsorte „Tempranillo“ hergestellt. Er präsentiert sich in einem blumigen Bouquet, in dem bunte Sommerblumen dominieren. Jung, DMS & Sie! / STYLE 44 Mai 2020

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