Jetzt sozial
investieren!
Mit kleinen Krediten an die Ärmsten der Armen macht man die Welt ein bisschen
besser und verdient dabei sogar Geld. Wir beantworten die wichtigsten Fragen
zu Mikrofinanz-Investments.
Microfinance
1. Was sind Mikrofinanz-Fonds?
Im Grunde investieren diese Fonds in
Mikrofinanz-Institute. Diese Institute
basieren auf einer bestechend einfa-
chen Idee: Durch kleine, direkte Kre-
dite an Menschen in Entwicklungslän-
dern soll die Armut bekämpft werden.
Die sogenannten Mikrokredite
ermöglichen den Aufbau eines kleinen
Gewerbes und sichern gleichzeitig das
Überleben dieser Menschen. Dass die
Idee wirklich bahnbrechend ist, zeigt
sich daran, dass dem Erfinder dieser
Kredite, Muhammad Yunus, und sei-
ner bangladeschischen Grameen Bank
im Oktober 2006 der Friedensnobel-
preis verliehen wurde.
2. Wie funktionieren
Mikrofinanz-Investments?
Anleger investieren über Invest-
mentgesellschaften in Mikrofinanz-
Institute. Diese Minibanken vergeben
dann Minidarlehen an die Ärmsten
der Armen, insbesondere in den
Entwicklungs- und Schwellenländern.
Die Mikrofinanz-Institute dienen
als Brücke zwischen Investoren und
Kreditnehmern. Sie sind in Schwel-
len- und Entwicklungsländern vor Ort
und untersuchen die Lebensumstände
eines Kleinstkreditnehmers genau,
bevor ein Kleinkredit bewilligt wird.
Mikrofinanz-Institute haben einen
sehr engen Kontakt zu ihren Kunden,
besuchen sie regelmäßig und bieten
neben Mikrofinanz-Produkten auch
oft Trainings- und Weiterbildungs-
maßnahmen an.
3. Hat das investierte Geld wirklich
eine Wirkung in Entwicklungsländern?
Mittlerweile gibt es mehr als 500 Milli-
onen Menschen, die über Mikrofinanz-
Institute Zugang zu Kleinstkrediten
erhalten haben. Doch das reicht noch
lange nicht. Noch immer gibt es über
eine Milliarde Menschen weltweit, die
in absoluter Armut leben. Sie verfügen
über weniger als einen Euro am Tag.
Damit wird für sie eine Existenzgrün-
dung quasi unmöglich. Ohne Zugang
zu Krediten sind diese Menschen
ihrem Schicksal ausgeliefert. Dem
gegenüber stehen Investoren in Indus-
trieländern, die nach Möglichkeiten
suchen, ihr Geld sicher, profitabel und
zugleich sinnvoll anzulegen. Durch
die einfache, aber effektive Idee von
Muhammad Yunus, dem Vater der Mi-
krokredite, gelingt es, Arm und Reich
wirtschaftlich zusammenzuführen.
4. Was machen die Menschen in den
Schwellenländern mit diesem Geld?
Die Kredite ermöglichen den Men-
schen den Kauf einer Ziege, einer
Nähmaschine oder von ein paar Quad-
ratmetern Anbaufläche. Die Wirkung
dieser Investments lässt sich auch
mit Zahlen belegen: 80 Prozent aller
Unternehmen in den Schwellenländern
verdanken ihre Existenz Mikrokredi-
ten. In den vergangenen 40 Jahren hat
rund eine halbe Milliarde Menschen
Mikrokredite genutzt.
5. Schaffen solche Kredite nicht neue
Abhängigkeiten?
Diese Kredite sind ein wichtiger Fak-
tor in der ökonomischen Entwicklung
von Ländern. Sie erzeugen Wachstum
und schaffen so auch Wohlstand, von
dem auch die Ärmsten der Armen
profitieren können. Dabei darf man
nicht vergessen, dass die Mikrofinanz-
Idee nicht einfach nur eine Kredit-
vergabe ist, sondern deutlich mehr
umfasst. Zum Beispiel bekommen
Bezieher von Mikrofinanz-Krediten
auch Schulungen dazu, wie man ein
Business zum Laufen bringt. Es gibt
auch ständig Experten vor Ort, die die
Bezieher von Mikrofinanz-Krediten
in der Geschäftsentwicklung beraten
und begleiten. Gleichzeitig kann die
Mikrofinanz-Idee nur ein Baustein zur
Bekämpfung der weltweiten Armut
sein, aber es braucht ein ganzes Bün-
del von politischen Maßnahmen, um
diese Probleme zu lösen.
Jung, DMS & Sie! / TRENDS
40
Juni 2016