JUNG, DMS & SIE Oktober 2015 - page 10

Jung, DMS & Sie. / WiSSenSWert
den Fintechs dabei helfen. Was ist
also dran am Fintech­Hype? Sind wir
wirklich die Nächsten, die die Segel
streichen müssen?
Die neue „Customer Journey“
Neueste Studien
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zeigen, dass inzwi­
schen über 70 Prozent der Deutschen
als „digital ready“ gelten, also bereit
sind, innovative Medien und Online­
Angebote zu nutzen. Nicht nur sind
heute 76 Prozent der Kunden täglich
im Netz und 40 Prozent nutzen Social
Media Communities, (also Freund­
schaftsgruppen im Netz), sondern
auch unsere Kunden sind inzwischen
internetaffin: Bereits 40 Prozent der
Kunden informieren sich vor einem
Versicherungskauf im Netz.
2
Die
Generation unter 30 verbringt heute
mit fast vier Stunden täglich deut­
lich mehr Zeit im Netz als vor dem
Fernseher, aber auch bei den 50­ bis
70­Jährigen beträgt die durchschnitt­
liche tägliche Verweildauer im Netz
bereits 46 Minuten.
3
Auch wenn die meisten Versiche­
rungsgeschäfte heute noch offline
in der Agentur, im Maklerbüro
oder im Wohnzimmer des Kunden
stattfinden, sollte man den Einfluss
des veränderten Kundenverhaltens
nicht unterschätzen: So spielen heute
Social­Media­ und Vergleichsportale
im Such­, Auswahl­ und Bewertungs­
prozess eine Rolle, die bereits ähnlich
groß ist wie der Einfluss von Finanz-
intermediären.
4
Und ein immer grö­
ßerer Teil von Kunden ist bereit, eine
Online­Beratung beim Versicherungs­
kauf zu akzeptieren: Bei einfacheren
Produkten liegt diese Bereitschaft
bereits bei 65 Prozent.
5
Viel erstaunlicher ist aber, dass auch
bei komplexeren Produkten wie der
Kranken­ oder Berufsunfähigkeits­
versicherung die Bereitschaft der
Kunden viel höher ist, als dies von
Maklern und Vermittlern einge­
schätzt wird: Während fast alle
Makler davon ausgehen, dass solche
Beratungen nicht ins Netz passen,
ist schon fast die Hälfte der Kunden
zu einer solchen Online­Beratung
bereit.
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Folgerichtig steigen die Um­
sätze der Online­Vergleichsportale
und ­Makler stark an und dies nicht
nur, was einfachere Sachprodukte wie
Kfz- oder Haftpflichtversicherungen
angeht. Dies wiederum führt dazu,
dass weitere Unternehmen den Markt­
eintritt in dieses scheinbar attraktive
Segment suchen und den Wettbewerb
um den Kunden weiter verschärfen.
Kein Wunder also, dass sich die Mehr­
heit von
uns Mak­
lern von diesen
Marktveränderungen
bedroht fühlt.
Digitalisierung als Chance
Die Geschäftsmodelle der verschie­
denen Fintech­Unternehmen sind
höchst vielfältig: Die neuen Begriff­
lichkeiten erstrecken sich vom „Robo­
Advisor“ (digitale Investment­Platt­
formen) über „Customer Wallets“
(digitale Kundenordner) bis hin zu
einfacheren „Onboarding­Lösungen“
(also Online­Kontoeröffnungen im
Netz). Nur wenige der Neulinge
bringen neue Ansätze und Ideen in
den Markt wie vereinfachte Bonitäts­
prüfungen über Datensammlung aus
sämtlichen Quellen im Netz (Stich­
wort: „Big Data“) oder neue Formen
der Zahlungsabwicklung z. B. über
elektronische oder gar akustische
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TNS Infratest, Innovalue,
ARD/ZDF Onlinestudie 1998–2014
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Innovalue Digitalisierungsstudie
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ARD/ZDF Onlinestudie
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Innovalue Digitalisierungsstudie
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Innovalue
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Innovalue
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