JUNG, DMS & SIE Oktober 2015 - page 18

Jung, DMS & Sie. / WiSSenSWert
Er weiß alles über Eichen-, Birken-
und Eschenholz. Er spricht die Spra-
che des Ahorns, der Akazie und der
Buche. Er spürt, dass dieser Savoir-
faire sein Leben bestimmen wird und
dass seine Zukunft woanders liegt. Er
begibt sich also in die Hauptstadt, den
Kopf voller Träume und das Leben
vor sich. Von Anchay bis Paris sind
es vierhundert Kilometer. Er unter-
nimmt diese lange Reise zu Fuß, mit
dem Mut und seiner Entschlossenheit
als einzigen Reisegefährten. So be-
schreibt Louis Vuitton in der aktuellen
Kampagne den Beginn der Firmenge-
schichte.
Warum Koffer?
Louis Vuittons Tradition des Koffer­
handwerks reicht sogar bis in die
Zeit vor der Unternehmensgründung
zurück. So erreichte der 16 Jahre alte
Louis Vuitton im Jahre 1837 Paris
zu Fuß und begann eine Lehre bei
Monsieur Maréchal. Zu dieser Zeit
waren Pferdewagen, Boote und Züge
die wichtigsten Transportmittel und
Gepäck wurde äußerst rau behandelt.
Reisende machten sich die Dienste
von Handwerkskünstlern zunutze,
um ihre persönlichen Gegenstände zu
verpacken und zu schützen.
Louis Vuitton entwickelte sich in
Monsieur Maréchals Atelier in Paris
sehr schnell zu einer äußerst gefrag­
ten Handwerkskraft. Dies waren die
Ursprünge seines hoch spezialisierten
Gewerbes, der Beginn einer Karriere
in einem Handwerk, in dem nach
Kundenwunsch Truhen und spä­
ter auch Koffer von Hand gefertigt
wurden. Louis Vuitton blieb 17 Jahre
lang, bevor er seine eigene Werkstatt
in der Rue Neuve­des­Capucines
Nummer 4, in der Nähe des Place
Vendome, eröffnete.
Legendäre Werkstätten
Der frühe Erfolg des Hauses hatte
zur Folge, dass Louis Vuitton seinen
Betrieb schon früh ausweiten muss­
te. Somit eröffnete er sein Atelier in
Asnières im Jahr 1859. Zu Beginn ar­
beiteten in der nordwestlich von Paris
gelegenen Werkstatt 20 Angestellte.
Im Jahre 1900 waren es fast 100 Mit­
arbeiter und 1914 stieg die Zahl auf
225 an. Das ursprüngliche Atelier
wurde im Laufe der Jahrzehnte
erweitert, unter anderem um den Sitz
der Familie Vuitton.
Heute werden noch immer Produkte
hier gefertigt. Der Familiensitz wurde
in seinem ursprünglichen Zustand
erhalten und ist heute Teil eines pri­
vaten Museums.
In den Werkstätten von Asnières
widmen sich derzeit 170 Mitarbeiter
dem Design und der Fertigung von
Lederwaren sowie Sonderanfertigun­
gen von Kunden aus der ganzen Welt.
Ein besonderes Schloss
1886 hat Georges Vuitton die Ge­
schichte des Gepäckschlosses mit
einem ausgeklügelten Verschlusssys­
tem revolutioniert, das Reisekoffer in
wahrhafte Schatztruhen verwandelte:
mit dem Tumbler­Schloss. Zu Beginn
des 20. Jahrhunderts transportierten
Reisende all ihre wichtigen Gegen­
stände in Schrankkoffern und flachen
Koffern. Diese waren jedoch leider oft
das Ziel von Dieben.
Der Meister des Kofferhandwerks,
Louis Vuitton, suchte nach einer
Möglichkeit, seinen Kunden Schutz
für ihre im Gepäck befindlichen Ge-
genstände zu bieten. 1886 entschied
er sich mit seinem Sohn Georges für
ein Einzelschlosssystem mit zwei
Federverschlüssen.
Nach mehreren Jahren Entwick­
lungszeit ließ George dieses revoluti­
onäre System patentieren und es war
Schrankkoffer mit Tumbler-Schloss
Louis Vuitton
Familiensitz in Asnières
| J. Oppenheim
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