JUNG, DMS & SIE Oktober 2015 - page 12

Jung, DMS & Sie. / WiSSenSWert
Datenübertragung oder
die neu erfundene Internetwährung
„Bitcoin“.
Die meisten Neugründungen kon­
zentrieren sich auf einen kleinen Teil
der Wertschöpfung und versuchen,
in einer Nische eine möglichst große
Marktbedeutung zu erhalten: So kon­
zentrieren sich neue Produktanbieter
in Deutschland wie „Appsichern“
oder „Schutzklick“ auf Kleinstversi­
cherungen. Andere wie „Community
Life“, „fairr.de“ oder „Friendsurance“
folgen dem Gedanken, Produkte
durch Einsparung bei den Vertriebs­
kosten oder Konzentration von Kun­
dengruppen günstiger zu machen. Ei­
nen Eingriff in das Geschäftsmodell
der Makler und Vermittler bedeuten
all diese Unternehmen grundsätzlich
nicht.
Als bedrohlicher werden schon die
inzwischen etablierten Online­Makler
wahrgenommen: Produktvergleicher
wie „CHECK24“ und „Verivox“
haben ihr Modell schnell auf die
Vermittlung von Finanzproduk­
ten ausgerichtet und bald auch auf
komplexere Versicherungen erweitert.
Hohe Bewertungen, wie zuletzt beim
Verkauf von Verivox an ProSieben
für über 300 Mil­
lionen Euro, sind
die Folge. Und um
einen breiteren
Kundenzugang
zu erhalten, der
durch steigende
Werbekosten
im Netz immer
teurer wird, sol­
len neuerdings
Makler über
B2B­Modelle
wie „Finanz­
chef24“ ihre
Kunden
zuführen.
Richtig pro-
blematisch
für Makler und Vermittler
sind jedoch diejenigen Modelle, die
die gesamte Kundenschnittstelle für
sich beanspruchen, den Makler und
Investmentvermittler als Betreuer des
Kunden also ersetzen wollen:
Diese
sogenannten „digitalen Versiche­
rungsordner“ wie „Knip“, „GetSa­
fe“ oder „Clark“ ermöglichen dem
Kunden eine einfache Übersicht der
Verträge im Netz. Was den meisten
Kunden dabei nicht ins Auge springt,
ist, dass sie mit der Vertragsübersicht
gleichzeitig eine Maklervollmacht
erteilen, die den Bestand an das Fin­
tech überträgt. Ein großer Schaden
für all die Vermittler und Makler
also, die den Kunden erst beraten
und jahrelang betreut haben: Denn
die Bestands­ und Neuabschluss­
vergütungen gehen fortan an das
Fintech. Glaubt man den aggregier­
ten Angaben der Start­ups, wurden
auf diese Weise in Deutschland
bereits 200.000 Verträge an Fintechs
übertragen (freilich, ohne dass Ver­
sicherungsunternehmen oder die mit
Fintechs kooperierenden Abwickler
solche Zahlen bestätigen wollen).
Wir Makler könnten diesen Entwick­
lungen nun tatenlos zusehen und
abwarten, wie eine stetig wachsende
Zahl unserer Kunden angesprochen
und größer werdende Teile unserer
Bestände zu Fintechs abwandern
werden. Ein schleichendes Gift, das
unseren wirtschaftlichen Tod bedeu­
ten könnte. Noch haben wir aber die
Wahl: Denn wir können auch das
genaue Gegenteil von Abwarten tun
und die technischen Neuerungen
umarmen und sie für die Stärkung
unserer eigenen Kundenbeziehungen
nutzbar machen. Also die zugege­
ben guten Ideen und Innovationen
zum Vorteil unserer Kunden nutzen
und diesen unsererseits einen direk­
ten Zugang zum Finanzmarkt via
Internet anbieten. Unseren Kunden
einen Zugang (neudeutsch: „Portal“)
anbieten, der die Vorteile der Techno­
logie mit den Vorteilen persönlicher
Beratung verbindet: Diese hybride
Lösung haben wir bei JDC „Advisor­
tech“ getauft, also Finanztechnologie
für Berater und Makler zur Stärkung
ihres Geschäftsmodells.
„Advisortech“: Fintech für Makler,
Berater und Vermittler
Die Technologie zur Anzeige von
Kundenbeständen auf mobilen End­
geräten wie Smartphone oder Tablet
ist bei führenden Maklerpools längst
vorhanden. So bietet die Jung, DMS &
Cie.­App angeschlossenen Poolpart­
nern, die iCRM nutzen, bereits seit
einem Jahr den mobilen Zugriff auf
sämtliche Kundendaten einschließlich
der entsprechenden Vertragsdoku­
mentation. Durch die Verbindung mit
den Telefon­ und E­Mail­Funktionen
des mobilen Endgerätes entsteht eine
hohe Nutzerfreundlichkeit: Kunden
können direkt aus der App heraus
angerufen oder angemailt werden.
Kartenfunktionen erleichtern das
Navigieren bei Kundenterminen. Eine
große Hilfe im täglichen Geschäft, die
derzeit allerdings ausschließlich auf
die Nutzung durch Vermittler ausge­
richtet ist.
Der technisch nächste Schritt ist
nun die Öffnung dieses Vermittler­
Finovat e 2015,
S. Grabmaier und R. Konrad
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