Jung, DMS & Sie! - Juni 2015 - page 34-35

Menschen&Macher
Byzanz trifft
Moderne
Carlos von Hardenberg (40) ist gebürtiger Hamburger. Mit seiner Frau und
vier Kindern lebt er in Istanbul. Seit 2002 arbeitet von Hardenberg für die
Fondsgesellschaft Franklin Templeton. Er ist verantwortlich für den Templeton
Africa Fund (ISIN: LU 072 712 366 2). Daneben ist von Hardenberg zuständig
für Schwellenländer in Osteuropa, dem Nahen Osten und Nordafrika,
insbesondere aber für die Türkei.
Herr von Hardenberg, seit wann leben
Sie in Istanbul? Und was gefällt Ihnen
am meisten an der Stadt?
Ich lebe seit nun genau neun Jahren
gemeinsam mit meiner Frau und vier
Kindern in Istanbul.
Was uns am meisten an Istanbul
gefällt ist das Zusammenspiel
­zwischen Alt und Neu – Byzanz trifft
auf die Moderne. Die Stadt entwickelt
sich phänomenal. Die Türken sind
ungemein gastfreundlich, selten habe
ich mich in einem fremden Land so
willkommen gefühlt.
Was sind die Vorteile der Metropole
am Bosporus? Und was sind die Nach-
teile?
Der Verkehr und die fehlende
­Infrastruktur gehören ganz eindeutig
zu den Nachteilen. Der Bauboom ist
­teilweise auf schnelle Profite aus und
die Qualität wird aus diesem Grund
oft hinten angestellt. Es mangelt
auch an Parks und Bürgersteigen.
Zu den Vorteilen gehören der gut
­angebundene Flughafen und ein neu-
es U-Bahn-System – auch wenn
es noch recht klein und ausbaufähig
ist. Außerdem gibt es in Istanbul
viele florierende Unternehmen. Fast
stündlich werden neue Lokale und
Läden eröffnet, es herrscht insgesamt
eine sehr lebendige Kreativität. Auch
die deutsche Schule, die meine Kinder
besuchen, ist sehr gut.
Haben Sie für Besucher der Stadt
Istanbul Tipps? Was sollte man unbe-
dingt gesehen haben?
Neben den üblichen Sehenswürdig-
keiten wie der Hagia Sophia oder der
blauen Moschee zählen für mich das
Archäologische Museum mit den lyki-
schen Gräbern und Ausgrabungen aus
Sidon zu den großen Höhepunkten.
Und wer sich für Juwelen interresiert,
kommt hier auch auf seine Kosten.
Man sollte auch in die Bankalar Cad-
desi gehen, in der alle großen Banken
im Osmanischen Reich vertreten
waren. Dort gibt es das Salt – ein
­Museum mit einer interessanten Kol-
lektion und einem anständigen Lokal.
Die Proteste auf dem Taksim-Platz in
Istanbul sorgten 2013 für die Schlag-
zeilen, die zuvor dem wirtschaftlichen
Aufschwung am Bosporus vorbehalten
waren. Welche Branchen florieren
derzeit in der Türkei?
Die Proteste waren ein wichtiger
Aufschrei nach mehr Demokratie.
Daran hat sich nicht viel geändert,
nach wie vor kann es jederzeit zu
neuen Ereignissen kommen. In der
Türkei entwickelt sich vor allem der
Binnenkonsum sehr gut, aber auch
einzelne Exportsektoren wie zum
Beispiel die Automobilindustrie.
Türkische ­Unternehmen sind ferner
einer der größten Hersteller von
­Waschmaschinen und anderen Haus-
haltsgeräten, die weltweit exportiert
werden. Auch türkische Banken sind
im Allgemeinen sehr interessant und
haben sehr viel konservativere Bilan-
zen als vergleichbare Institutionen im
Westen und sind gleichzeitig profitab-
ler. Last, but not least ist der Touris-
mussektor und die damit in Verbin-
dung stehenden Unternehemen von
großem Interesse. Einen unglaub-
lichen Erfolg hat Turkish Airlines,
aber auch das Catering-Unternehmen
DO & CO, das mittlerweile weltweit
für diverse Fluglinien für gutes Essen
an Board sorgt.
Jung, DMS & Sie. / MENSCHEN&MACHER
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