Im Gespräch mit
Elisabeth Esterl
Elisabeth Esterl (38) oder „Lisl“, wie
sie auf der Tour genannt wird, ist eine
der erfolgreichsten Damen Proetten
Deutschlands. Die Profigolferin spielte
in ihrer bisherigen Karriere über 178
Profiturniere, kann zwei Tour-Siege
und über 30 Top-Ten-Platzierungen
verbuchen.
Als erste deutsche Spielerin konnte sie
sich 2003 für den Solheim Cup qua-
lifizieren und verhalf dem Team Eu-
rope zum Titel. Seit 17 Jahren spielt
die gebürtige Niederbayerin jetzt
schon auf der LET (Ladies European
Tour) und führt nun schon seit einiger
Zeit für interessierte Amateure ihre
„TOUR School“ durch.
Wie kamen Sie zum Golfsport?
Als ich 11 Jahre alt war, hatte mein
Opa die Idee, seine landwirtschaft-
lichen Flächen zu einem Golfplatz
umzubauen. So entstand der heutige
Golfclub GC Schloßberg in Reisbach
und meine Golflaufbahn begann.
Golf – nur was für alte Herren?
Lacht ... Nein, die „Tour“ ist jung
und trendy.
Frauen und Golf?
Mehr als eine halbe Million Deutsche
spielen regelmäßig Golf, rund 40 Pro-
zent davon sind weiblich. Damit sind
die deutschen Frauen internationale
Trendsetter.
Damen-Golf hat hierzulande eine
lange Tradition. Der hohe weibliche
Anteil unter den aktiven Golfern in
Deutschland ist keine Entwicklung
der letzten Jahre. Schon früh spielten
Frauen im Golfsport hierzulande eine
wichtige Rolle. Bereits bei den ersten
Meisterschaften des Deutschen Golf
Verbandes 1907 gab es einen Damen-
Wettbewerb. Seither sind die Frauen
fester Bestandteil des Vereinslebens.
Und sie haben bis heute einen weitaus
größeren Anteil am Aufschwung des
Leistungssports Golf als die Herren.
Ihr größter Erfolg?
Meine größten Erfolge waren Platz
1 bei den Tenerife Ladies Open 2003
und Platz 1 bei den KLM Ladies
Open 2004. Auch durfte ich 2003 als
erste deutsche Golfspielerin über-
haupt am Solheim Cup teilnehmen
und konnte so zum Sieg der Europä-
erinnen gegen das Team der USA 1,5
wichtige Punkte beitragen.
Wie (viel) trainieren Sie?
Da ich sehr viele andere Projekte
am Laufen habe wie Real Golf
Coaching & Reisen und mein
Golflabel E2 Esterl Sport spiele ich
nur noch wenig Turnier, da mit dir
nötige Zeit fehlt, um zu trainieren,
um auf höchstem Level mitzuspielen.
Da muss man täglich 6–8 Stunden
trainieren: Golf, Fitness sowie men-
tal. Und jetzt nach viele schönen und
erfolgreichen Jahren auf der Tour,
möchte ich meiner Leidenschaft der
Mode nachgehen. Irgendwann ist es ja
mal an der Zeit, sesshaft zu werden.
Sie arbeiten als Coach? Warum?
Sandra Bullock hat einen, Naomi
Campbell holt ihn sich nach Hause,
und selbst Sylvester Stallone stählt
sich oft unter Aufsicht. Personal Trai-
ning – wenn auch nur auf Zeit – ist
für viele ein Schlüssel zu mehr Effizi-
enz, Erfolg und Wohlbefinden. Auch
im Golfsport gibt es interessante
Golf-Coaching-Lösungen. Es macht
mir großen Spaß, meine Erfahrungen
im Amateurbereich weiterzugeben.
Golf und Vertrieb – welche Parallelen
gibt es?
Um richtig erfolgreich zu werden,
sind tägliches Training, Disziplin
und Durchhaltevermögen unabding-
bar – sowohl beim Golf als auch im
Verkauf.
Jung, DMS & Sie. / STYLE
Birdie & Co. – Begriffe, die man
kennen sollte
Für jede Spielbahn (auch „Loch“
genannt) ist ein Par definiert. Die-
ser Wert steht für die Anzahl an
Schlägen, die ein sehr guter Spieler
(ein Scratch-Golfer, der Handicap
0 spielt) durchschnittlich benötigt,
um den Ball vom Abschlag in das
Loch zu spielen.
scheint, liegt es momentan im Trend,
sich so schnell wie nur möglich die
Karriereleiter hochzuarbeiten. In den
vergangenen Jahren sind Amateure
immer rascher und erfolgreicher in die
professionellen Ränge aufgestiegen
und diese Entwicklung könnte 2015
einen weiteren Schub erleben.
Vielleicht ist es aber auch nur eine
Phase gewesen, in der ausgespro-
chen viele junge Talente ihre Chance
genutzt haben und das nötige Glück
hatten, schnell zum Profi zu werden.
Wenn sich diese Entwicklung wieder
umkehrt, wäre das ebenfalls in Ord-
nung. Doch bevor es dazu kommt, er-
warten uns in diesem Jahr bestimmt
erst einmal wieder viele neue Gesich-
ter bei den internationalen Turnieren
im Profibereich.
// Petra Walter
Golf
Echt cool!
„Das könnte ein Birdie werden. Meine Oma würde den auf jeden Fall reinmachen“,
sagt einer deiner Mitspieler grinsend. „Jaja, sogar mit verbundenen Augen, ich weiß“,
antwortest du ebenso grinsend. Ein bisschen Spaß und ein paar dumme Sprüche
gehören dazu. Doch dein Freund hat recht. Die Chance ist da, den Ball mit zwei statt
der üblichen drei Schläge ins Loch zu befördern.
Dein erstes „Birdie“, wie das die
Golfer nennen, ist zum Greifen nah.
Nun ist volle Konzentration gefragt.
Du nimmst den Putter und erinnerst
dich, was dir der Jugendtrainer
erklärt hat. Beim Üben versenkst du
die Bälle aus dieser Enfernung fast
jedes Mal. Doch jetzt auf der Runde?
Natürlich möchtest du es den anderen
zeigen.
Fast wie ein Elfmeter beim Fußball,
denkst du. Du schaust noch einmal
zum Ziel, schwingst leicht zurück und
wieder nach vorne. Der Ball rollt:
War das zu feste? Nein! Mit einem
satten „plock“ fällt er ins Loch.
„Yes!“ Du ballst die Siegerfaust. Mit
nur zwei Schlägen bist du drin. Deine
Mitspieler gratulieren. Spätestens
jetzt weißt du, dass dein Freund
Markus recht hatte: Golf ist wirklich
cool! – so beschreibt die Initiative
DGV-Drive Golf heute.
Golf hat wie kaum eine andere Sport-
art in den letzten Jahrzehnten einen
enormen Wandel durchlebt: vom
elitären Nischensport zu einer breiten
Faszination auf unterschiedlichen
Leistungsniveaus.
Allgemein gelten die Schotten als Er-
finder des Golfs. Lange Zeit war Golf
ein Sport, der durch den erforderli-
chen Zeit- und Kapitaleinsatz eine
recht hohe Einstiegsbarriere hatte
(ähnlich dem Reit-, Segel- oder Flug-
sport). Zum einen lag das daran, dass
Bau und Unterhalt eines Golfplatzes
sehr teuer sind, was dann in Form ho-
her Aufnahme- und Jahresgebühren
auf die Mitglieder umgelegt wurde.
Außerdem war die umfangreiche
Ausrüstung früher relativ teuer, da
sie aus England importiert werden
musste. Heute hat sich das weit-
gehend geändert, da es inzwischen
viele öffentliche Golfplätze gibt und
auch die Ausrüstung im normalen
Sportfachhandel erhältlich ist. Auf
den öffentlichen Anlagen kann jeder
Golf üben und spielen, es sind ganz
normale, in der Regel gewinnorien-
tierte Dienstleistungsbetriebe. Dazu
haben die meisten privaten Golfclubs
ihre Plätze für Tagesgäste geöffnet,
allerdings behalten sie sich diverse
Zugangsbeschränkungen vor. Ins-
besondere soll natürlich den beitrag-
zahlenden Mitgliedern ein geordneter
Spielbetrieb ermöglicht werden, was
sich ansonsten gerade an den
Wochenenden als problematisch
erweisen könnte.
Der Nachwuchs kommt mit aller Kraft
In den letzten Jahrzehnten wurde
im Bereich Golf für den Nachwuchs
viel getan. Wer das nötige Talent
mitbringt und trainiert, hat gute
Karten, irgendwann bei den Pros
mitspielen zu können. Doch wie es
Jung, DMS & Sie. / STYLE
Ass (engl. „Ace“), Hole-in-one
Schlag, der den Ball direkt vom Abschlag ins Loch befördert
Condor (auch Double Albatross oder Triple Eagle genannt)
vier Schläge unter Par
Albatros (englisch (UK): Albatross,
englisch (USA): Double Eagle)
drei Schläge unter Par
Eagle
zwei Schläge unter Par
Birdie
ein Schlag unter Par
Par oder Even
genau Par
Bogey
ein Schlag über Par
Double Bogey
zwei Schläge über Par
Triple Bogey
drei Schläge über Par
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Juni 2015
Juni 2015